Nach den Anschlägen: Appelle und Entschlossenheit

Kanzlerin Merkel: Belgien hat Deutschlands volle Solidarität / Justizminister Maas: »Das ist ein schwarzer Tag für Europa« / Linkspartei und Grüne rufen zur Besonnenheit auf

  • Lesedauer: 7 Min.

Nach den Anschlägen in der Brüsseler Metro und am Flughafen »Zaventem« überschlagen sich die Reaktionen in sozialen Netzwerken. Weltweit lösten die Terrorakte Trauer und Entsetzen aus.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in einer Erklärung am späten Nachmittag vor allem die Entschlossenheit betont, gegen den Terrorismus vorzugehen. Das Entsetzen über die Anschläge sei grenzenlos – genauso wie die »Entschlossenheit« den Terror zu besiegen. Merkel drückte ihre »tiefe Bestürzung und Trauer« darüber aus, »was die Terroristen den Menschen in Brüssel heute angetan haben, was sie uns allen angetan haben«. Diese handelten ohne jegliche Rücksicht auf menschliche Werte. Die Kanzlerin äußerte ihr Mitgefühl für die Opfer und deren Angehörige und wünschte den Verletzten gute und vollständige Genesung.

Die deutschen Sicherheitsbehörden würden eng mit den belgischen Behörden zusammenarbeiten, um »die Schuldigen zu ermitteln und zu bestrafen«, kündigte Merkel weiter an.

Die Bundesregierung verurteilte die mutmaßlichen Terrorakte mit mehreren Todesopfern in Brüssel. »Die widerwärtigen Anschläge in Brüssel lassen uns alle zusammenstehen: Solidarität mit den Opfern + Entschlossenheit gegen die Terroristen«, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert per Kurzmitteilungsdienst Twitter mit.

Bundespräsident Joachim Gauck sprach dem belgischen König Philippe am Dienstag seine Anteilnahme aus und verurteilte die Anschläge. Deutschland stehe an der Seite Belgiens. »Gemeinsam werden wir unsere europäischen Werte, Freiheit und Demokratie, verteidigen«, schrieb Gauck, der sich zu einem Staatsbesuch in China aufhält.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte die Anschläge scharf. Sie zielten »auf das Herz Europas und richten sich in ihrer verbrecherischen Heimtücke auf wehrlose Menschen«. Belgien könne sich auf die Unterstützung Europas verlassen, sagte Steinmeier: »Wir stellen uns dem Terrorismus gemeinsam und entschlossen entgegen.«
Steinmeier sprach den Opfern und ihren Angehörigen sein Mitgefühl aus: »In Gedanken sind wir bei unseren belgischen Nachbarn.« Im Auswärtigen Amt trat ein Krisenstab zusammen, der in engem Kontakt mit den belgischen Behörden steht.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) betonte, Europa dürfe vor dem Terror nicht zurückweichen. Möglicherweise seien die Anschläge eine Reaktion auf die jüngsten Fahndungserfolge.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) verurteilte die mutmaßlichen Terroranschläge in der belgischen Hauptstadt. »Das ist ein schwarzer Tag für Europa. Diese abscheulichen Taten treffen uns alle. Wir stehen an der Seite von #Bruessel und der Belgier«, schrieb der SPD-Politiker am Dienstag auf Deutsch und Englisch bei Twitter.

EU-Ratspräsident Donald Tusk war »entsetzt über die Bombenanschläge« am Flughafen und in einer U-Bahn-Station im Europaviertel. Die Anschläge seien ein weiterer Tiefpunkt im Vorgehen »von Terroristen im Dienst Hass und Gewalt«.

Unmittelbar nach den Anschlägen äußerte sich auch der britische Premierminister David Cameron schockiert und besorgt wegen der Ereignisse in Brüssel. »Wir werden alles tun, was wir könne, um zu helfen«, Twitterte Cameron. Noch am Vormittag werde das britische Sicherheitskabinett zusammen kommen, um über die mutmaßlichen Terroranschläge in Brüssel zu beraten, hieß es.

Frankreichs Präsident François Hollande hat dem belgischen Volk seine Solidarität erklärt. Frankreich und Belgien seien durch das Grauen verbunden, das sie ein weiteres Mal teilten, erklärte der französische Präsident. »Durch die Anschläge von Brüssel ist ganz Europa getroffen«, teilte der Staatschef am Dienstag mit. Deshalb sei es nötig, dass Europa »die notwendigen Vorkehrungen gegenüber der Schwere der Bedrohung« ergreife. Frankreich werde den Kampf gegen Terrorismus unerbittlich fortsetzen.

Zuvor hatte der französische Innenminister Bernard Cazeneuve erneut eine engere europäische Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus verlangt. Er wiederholte Forderungen nach einer baldigen Beratung der umstrittenen Speicherung und Auswertung von Fluggastdaten im EU-Parlament sowie nach einem besseren Austausch von Informationen zwischen den Sicherheitsbehörden der Mitgliedstaaten.

Das griechische Außenministerium reagierte mit einer emotional geladenen Erklärung auf die Ereignisse am Dienstag Morgen. »Die Hauptstadt unserer (Europäischen Union wird angegriffen. Wir trauern um die Toten… wir sind alle Brüsseler«, ließ das Ministerium über Twitter verbreiten. Die Demokratie werde den Terrorismus besiegen, hieß es weiter.

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy zeigte sich entschlossen: »Der Terrorismus wird es nicht schaffen, uns zu besiegen.« Er betonte zudem, die Einheit der Demokraten in der EU werde immer der Barbarei und dem Unrecht überlegen sein.

Auch die Partei DIE LINKE reagierte entsetzt und voller Trauer über die Geschehnisse in Brüssel. Der Vorsitzende Bernd Riexinger erklärte in einer Pressemitteilung: »Der Anschlag trifft das institutionelle Zentrum Europas, das Zentrum der gemeinsamen Arbeit an Europa. Diese brutale, menschenverachtende Gewalt ist zutiefst verabscheuungswürdig«. Man sei in Gedanken bei den Opfern der furchtbaren Anschläge, den Verletzten und deren Angehörigen und Freunden, hieß es. »Es fällt schwer, angesichts der Bilder aus Brüssel, zu Besonnenheit zu raten, und trotzdem ist es jetzt wichtig, vor einer Instrumentalisierung der Ereignisse zu warnen«, so Riexinger weiter.

Cornelia Ernst, Sprecherin der Delegation DIE LINKE im Europaparlament und Gabi Zimmer, Vorsitzende der Linksfraktion GUE/NGL riefen in einer Pressemitteilung ebenfalls zur Besonnenheit auf. »Dabei sollten wir uns von unseren Werten Solidarität, Frieden und Freiheit leiten lassen«, hieß es. »Unsere Gedanken sind nun bei den Opfern und ihren Angehörigen. Ihnen gilt unser Mitgefühl und unsere Solidarität.«

In einer gemeinsamen Presseerklärung ließen die Fraktionsvorsitzenden der Grünen Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter verlauten: »Wir sind erschüttert über diesen grausamen und menschenfeindlichen Anschlag. Unser tiefempfundenes Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer.« Weiter mahnten sie zu Besonnenheit. Die Anschläge im Zentrum Europas zielten auf die Freiheit und den Zusammenhalt der offen demokratischen Gesellschaft. Der Terror inmitten Europas fordere die Gesellschaft heraus und wolle diese Spalten. »Genau dagegen müssen wir zusammenstehen, für Toleranz und friedliches Zusammenleben«, so die beiden Fraktionsvorsitzenden.

Die Kirchen riefen zum Gebet für die Opfer auf. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte: »Solche feigen Anschläge sind durch keine Religion zu rechtfertigen: Terror ist Gotteslästerung.« Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich »traurig und bestürzt«. Seine Gedanken seien bei den Toten, den Verletzten und ihren Angehörigen, erklärte er. In dieser Karwoche werde für die gebetet.

Auch Papst Franziskus hat die blinde Gewalt der Terroranschläge in Brüssel verurteilt und seine Anteilnahme und Solidarität bekundet. Der Papst »vertraue die Menschen, die ihr Leben verloren haben, der Barmherzigkeit Gottes an« und erflehe von Gott das Geschenk des Friedens, heißt es in einem Kondolenzschreiben.

Betroffen reagierten auch die deutschen Flughäfen. »Wir sind schockiert, dass der Luftverkehr Zielscheibe eines terroristischen Anschlags geworden ist«, schrieb Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Verkehrsflughäfen) und weiter: »Wir sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen. Ihnen gilt unser Mitgefühl. In Gedanken sind wir auch bei den Mitarbeitern des Brüsseler Airports, denen wir freundlich verbunden sind.« Der Luftverkehr sei der Verkehrsträger mit den höchsten Sicherheitsstandards, hieß es weiter.
Kurz nach den Anschlägen wurden die Sicherheitsmaßnahmen auch an den deutschen Flughäfen intensiviert. Die deutschen Flughäfen setzten alles daran, die Bundespolizei und Behörden bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zu unterstützen, erklärte Beisel weiter. Agenturen/nd

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