Bäume im Stress

Hochwasser-Spätfolgen und andere Faktoren setzen den Pflanzen in Sachsen-Anhalt zu

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Magdeburg. Auch dreieinhalb Jahre nach dem großen Hochwasser in Sachsen-Anhalt haben Bäume mit den Folgen zu kämpfen. Noch immer würden manche Bäume, die durch die Wassermassen im Juni 2013 geschädigt wurden, absterben, so Wolfhardt Paul, Experte beim Landesforstbetrieb. Stirbt ein Baum noch nach so langer Zeit, ist es aber meistens keine direkte Folge des Hochwassers. Vielmehr seien Kiefern, Lärchen und Eichen so geschwächt, dass sie anfälliger für Krankheiten und Pilze werden, sagte Paul.

»Das Hochwasser ist ein großer Stressfaktor gewesen«, sagte auch Sylke Mattersberger, Waldschutz-Expertin beim Landeszentrum Wald, das sich um den Privatwald im Land kümmert. Es gebe aber auch noch andere Stressfaktoren, etwa die sehr trockenen Frühjahre, die in den vergangenen Jahren häufig aufgetreten seien.

Stirbt ein Baum jetzt noch ab, lasse sich das selten nur auf eine ganz bestimmte Ursache zurückführen. Als Beispiel für solche Ursache-Wirkungs-Ketten führte Mattersberger das Diplodia-Kieferntriebsterben an. Erst habe das Hochwasser viele Kiefern geschwächt. Der Pilz, der zum Triebsterben führt, habe dann bei vielen Bäumen leichtes Spiel gehabt.

Welche enormen Folgen das Hochwasser für die Wälder hatte, zeigt sich laut Experte Paul zum Beispiel im Wald bei Vogelsang in der Nähe von Magdeburg. Auf weiten Flächen steht kein Baum mehr, die ganze Ebene stand unter Wasser. Kein Baum überlebte. Die Nadeln einer Kiefer am Rand der Freifläche sind zur Hälfte grün, zur anderen Hälfte braun. »Der Baum kämpft und wird verlieren«, sagte Paul. Eine Spätfolge des Hochwassers.

Im Revier Elbaue waren nach dem Hochwasser die größten Schadgebiete zu verzeichnen. »38 Hektar am Stück sind abgestorben«, sagte Revierförster Jens Dedow. Auch jetzt müssten immer mal wieder Bäume gefällt werden, weil sie die Folgen der Wassermassen nicht überlebt haben. »Das sind Gebiete, da stand seit 100 Jahren kein Wasser.« In den Auen-Gebieten, die regelmäßig überflutet werden können, seien viele Bäume dagegen gut mit dem Hochwasser klargekommen.

Auf den von toten Bäumen befreiten Flächen steht jetzt die Wiederaufforstung an. Weil viele Eichen das Hochwasser vergleichsweise gut überstanden haben, setzen die Förster vor allem auf diese Baumart. Im Wald bei Vogelsang sind bereits große Flächen mit den jungen Bäumen bepflanzt. Andere Baumarten wie Buche, Linde oder Ahorn würden sich dann auf ganz natürliche Weise unter den Eichenwald mischen, sagte Paul. Bis tatsächlich wieder ein richtiger Wald entsteht dauert es aber sehr lange. Nach rund zehn Jahren sind die Bäume zumindest wieder mannshoch. Bis es so aussieht wie in den umliegenden Wäldern, gehen Jahrzehnte ins Land. »Unter 50 Jahren ist da nichts zu machen«, sagte Paul. Was man jetzt pflanze, bestimme den Wald für die nächsten 100 Jahre - und vielleicht sogar darüber hinaus. dpa/nd

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