- Kommentare
- Wahl des Regionalpräsidenten
Chance für Neuanfang in Katalonien
Martin Ling über die anstehende Wahl des unbelasteten Kandidaten Quim Torra zum neuen Regionalpräsidenten
In Katalonien gibt es keine Zweifel mehr: Der Regierungsbildung des Unabhängigkeitslagers steht mit dem juristisch unangreifbaren Quim Torra nichts mehr im Wege. Ob im ersten Wahlgang am Samstag, sofern die linksradikale CUP auch noch ihr Plazet gibt, oder am zweiten Wahlgang am Montag, wenn die relative Mehrheit genügt, ist nur noch Nebensache. Die Hauptsache ist, dass die enervierende politische Blockade und das Ping-Pong-Spiel damit ein Ende haben: Drei Kandidaten waren seit Januar 2018 absehbar an juristischen und politischen Widerständen aus Madrid gescheitert, weil das Unabhängigkeitslager gleich mehrfach die spanische Justiz und Politik für ihr undemokratisches Gebaren vor der Weltöffentlichkeit bloßstellen wollte. Dass die Bevölkerung in Katalonien möglichst schnell eine eigene Regierung anstelle der Zwangsverwaltung aus Madrid unter Artikel 155 haben wollte, war nebensächlich und hat lagerübergreifend für Unmut gesorgt.
Vergeben und vergessen. Mit Torra, einem Politikneuling, der erst seit Januar im Parlament sitzt, hat Katalonien eine Chance auf einen Neuanfang. Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy hat einen Dialog in Aussicht gestellt, den er seit 2011 Kataloniens Regierungen kategorisch verweigert hat. Ist Rajoys Angebot mehr als Rhetorik, können sich die Wogen glätten. Ansonsten ist es an Torra, mit progressiver Sozialpolitik noch mehr Druck zu erzeugen.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!