Siemens will Silicon Spandau bauen
Konzern will 600 Millionen Euro investieren, um einen Zukunftsstandort zu errichten
Der Technologiekonzern Siemens plant ein großes Innovationszentrum und will dafür 500 bis 600 Millionen Euro investieren. Der »Zukunftscampus« könnte in der Siemensstadt entstehen - oder der Standort wird mit einer Ausschreibung weltweit gesucht, wie am Freitag aus Unternehmenskreisen verlautete. Entsprechende Pläne würden derzeit im Siemens-Konzernvorstand diskutiert.
Auf dem Campus sollen Büros, Forschungslabors und Hightech-Produktionsanlagen untergebracht werden. Es sollen Start-up-Firmen angesiedelt werden. Außerdem soll Platz sein für Projektarbeit mit Wissenschaftlern und anderen Kreativen. So heißt es nach den Angaben aus Unternehmenskreisen in dem Konzept.
Geplant sei auch der Bau von Wohnungen. Aus dem Industriegelände soll nach den Vorstellungen von Siemens innerhalb von rund zehn Jahren ein modernes Stadtviertel werden. Der Siemens-Vorstand will nun mit dem Senat über das Projekt ins Gespräch kommen. Für den Standort Berlin sprächen die historische Bedeutung als Gründungsort des Unternehmens, die vorhandenen Flächen und die Industriearchitektur in Siemensstadt, die Nähe zur Start-up-Szene sowie die Hochschulen.
Derzeit sei aber fraglich, ob Berlin den Zuschlag erhalten werde, hieß es. Hintergrund ist wohl das zuletzt schwierige Verhältnis zwischen der Geschäftsführung und Senat. Nach langem Streit lehnten Senat und der Bezirk Mitte jüngst den Wunsch von Siemens ab, in einem denkmalgeschützten Ensemble an der Museumsinsel seine Hauptstadtrepräsentanz bauen zu dürfen. Im November hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) Pläne zum Stellenabbau bei Siemens als »nicht hinnehmbar« kritisiert.
Die Konzernzentrale befindet sich in München, aber Berlin ist mit derzeit 11 700 Mitarbeitern der größte Siemens-Standort. Falls der Campus in der Hauptstadt entsteht, hat Siemens schon konkrete Vorstellungen über die Aufteilung des Geländes an der Nonnendammallee in Spandau: Das Innovationszentrum soll insgesamt 940 000 Quadratmeter umfassen. Das Schaltwerk (erbaut 1926-28) und das Dynamowerk (1903-06), beides Baudenkmäler, werden dem Konzept zufolge als Produktionsstätten eingebunden. Siemens erwartet vom Land Berlin im Gegenzug Zugeständnisse wie erweiterte Baurechte auf dem Gelände und eine »konstruktive Handhabung« des Denkmalschutzes bei Umbauten. Zudem müsse die Infrastruktur verbessert werden, hieß es seitens des Konzerns. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!