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Atomkraft? Nie wieder!
Die gefährliche Krisentechnologie muss endgültig abgeschaltet werden, meint Olaf Bandt
Am 11. März jährt sich die Reaktorkatastrophe von Fukushima zum zwölften Mal. Drei Kernschmelzen gab es damals, bis heute können die geschmolzenen Reaktorkerne nicht geborgen werden. Die Strahlung ist zu hoch, passende Technik existiert bislang nicht. Jeden Tag wird Wasser kontaminiert. Viele Menschen sind seit damals aus ihrer Heimat vertrieben, die Schilddrüsenkrebsrate von Kindern in der Region ist erschreckend hoch. Da der Wind in den Tagen nach der Katastrophe 2011 in Richtung Meer wehte, ist das noch die »mildere« Variante der Katastrophe. Hätte er die Partikel ins Landesinnere geblasen, wären mehr Menschen, Umwelt und Lebensmittel verstrahlt worden.
In jedem laufenden Atomkraftwerk – auch in Deutschland – ist jederzeit ein Super-GAU möglich. Immer wieder berichten Landesumweltbehörden von erhöhten Strahlenaustritten. Ein Grund, warum der Forschungsreaktor FRM II in Garching bis Ende 2024 stillsteht. Der wird sogar mit hochangereichertem, also waffenfähigem Uran betrieben. Das ist eigentlich verboten und nur mit Sondergenehmigung möglich. Das benötigte Uran stammt aus den USA und Russland.
40 Prozent des Urans für Atomkraftwerke in der Europäischen Union kommen aus Russland und Kasachstan. Auch im letzten EU-Sanktionspaket war der Atomsektor wieder ausgenommen, denn die Abhängigkeit ist hier noch größer als bei Gas. Das ist scheinheilig, denn die EU zahlt dadurch weiter in die russische Kriegskasse ein. Ziviler und militärischer Sektor sind bei der Atomkraft untrennbar verknüpft. Daher ist der BUND Mitglied der Internationalen Kampagne zur Abschaffung der Atomwaffen. Eine Kampagne, die aus gutem Grund den Friedensnobelpreis erhielt.
Alle Formen der Atomkraft sind eine Bedrohung für Mensch und Natur. Die Datenlage ist eindeutig: Atomkraft ist seit Jahrzehnten auf dem absteigenden Ast. Die AKW-Flotte schrumpft. Dennoch wird immer lauter versucht, Klimakrise und Artensterben gegen Atomkraft auszuspielen. Es wird behauptet, Atomkraft könne das Klimaproblem lösen. Das ist Quatsch. Atomkraft ist dreckig, gefährlich und der Atommüll wird unsozial auf nachfolgende Generationen abgewälzt. Statt auf tödliche Technologien wie Kohle und Atomkraft zu setzen, müssen die erneuerbaren Freiheits- und Friedenstechnologien ausgebaut werden.
Die Ampel-Koalition muss nun nachholen, was die Union jahrzehntelang untergraben hat: den schnellen, naturverträglichen Ausbau Erneuerbarer Energien. Flankiert werden muss das mit einem wirksamen Energieeffizienzgesetz. Der Energieverbrauch muss erheblich verringert, am besten halbiert werden. Leider bleibt auch die aktuelle Regierung weit hinter dem Notwendigen zurück. Daher hat der BUND die Bundesregierung darauf verklagt, das Gesetz einzuhalten. Es braucht wirksame Sofortprogramme, insbesondere in den Bereichen Verkehr und Gebäude. Seien es der Stopp des Autobahnbaus, die Förderung von Rad- und öffentlichem Verkehr oder Fördermittel für klimazielkompatible Modernisierungen von Gebäuden.
Stattdessen versucht es vor allem die FDP mit Nebelkerzen. Weil Grüne und SPD sich vom kleinsten Koalitionspartner treiben lassen, laufen immer noch drei deutsche Atomreaktoren. Dabei hat der Winter gezeigt, was absehbar war: Sie wurden nicht gebraucht – erhöhen aber die Gefahr eines Super-GAUs. Am 15. April ist dann wohl endlich Schluss. Um die gesellschaftliche Ablehnung deutlich zu machen, werden am Fukushima-Jahrestag Mahnwachen und Aktionen organisiert. Der Anti-Atom-Frühling 2023 muss der letzte sein.
Doch ein echter Atomausstieg bedeutet nicht nur das AKW-Aus. Mit den Uranfabriken in Lingen und Gronau wird aus Deutschland weiter das nukleare System gespeist. Das muss ein Ende haben. Diese Fabriken sowie der Forschungsreaktor Garching müssen abgeschaltet werden. Der BUND fordert: Keine Atomkraft – nie wieder!
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