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Kämpfe im Sudan: Weder Freiheit noch Frieden

Martin Ling über den Machtkampf an Sudans Staatsspitze

Bürgerkrieg statt Wahlen. Das ist das Szenario, das im Sudan droht, wo im Juli 2023 die militärische Übergangsregierung Wahlen durchführen und danach abtreten sollte. Daraus wird nun ziemlich sicher nichts, weil der Deal der Machtteilung zwischen den beiden mächtigsten Männern Sudans geplatzt ist. 2019 hatten der jetzige Machthaber General Abdel Fattah al-Burhan und sein jetziger Vize Mohammed Hamdan Daglo, genannt Hemeti, gemeinsame Sache gemacht und dem Wunsch der starken, zivilen Protestbewegung nachgegeben, Langzeitdiktator Omar al-Baschir zu stürzen. Doch beiden ging es von Anfang nicht um einen Übergang zu einer demokratischen Gesellschaft, sondern um die Sicherung der eigenen Macht- und Profitinteressen. Beide hatten seit dem Sturz von al-Baschir vor allem ein gemeinsames Interesse: dass sich möglichst wenig ändert.

Hemetis Macht beruht auf den rund 100 000 Kämpfern der paramilitärischen Sondereinheit Rapid Support Forces (RSF), deren Vorgängermilizen im Darfurkonflikt ab 2003 für unzählige Menschenrechtsverbrechen verantwortlich waren, die bisher straflos blieben. In den vergangenen Jahren war die RSF unterwegs, um Demonstranten und demokratische Aktivist*innen zu ermorden. Der Plan von al-Burhan, die RSF in die Armee einzugliedern, stieß bei Hemeti auf Ablehnung, weil es ihn entmachtet hätte.

Es ist eine bittere Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet Hemeti sich nun das Argument der zivilen Protestbewegung zu eigen macht und al-Burhan unterstellt, den demokratischen Übergang zu hintertreiben. Wie der Machtkampf ausgeht, ist offen. Sicher ist: Die Ziele der sudanesischen Revolution von 2019, »Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit«, sind außer Reichweite.

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