nd-aktuell.de / 08.04.2024 / Kultur / Seite 1

Maskulinisten: Mimimimimimi

Alles, was rechts ist (Teil 15): Maskulinisten

Maik Martschinkowsky
  • Auch bekannt als: Testosteronis
  • Motto: Mimimimimi.
  • Weltbild & Ziele: Maskulinismus ist eine Männlichkeitsideologie, in der sich unterschiedlichste Sub- und Sub-Subgruppen finden, die jedoch alle in grundlegenden Punkten übereinstimmen: der Behauptung einer natürlichen Vormachtstellung biologischer Männer, Frauenfeindlichkeit[1], Antifeminismus sowie einer ausgeprägten Angst vor allem, was »unmännlich« [2]machen könnte (aka »Kastrationsangst«).
  • In ihrer Vorstellung würde Frauen in modernen Gesellschaften zu viel Selbstbestimmung eingeräumt, wodurch diese zu mächtig geworden wären und so die natürliche Ordnung (welche sich die Maskulinisten mühsam ausgedacht haben) durcheinander geraten sei.
  • Explizit völkische Subgruppen geben emanzipierten Frauen zudem Mitschuld am deutschen »Volkssterben«, weil sie oft nur wenige oder gar keine Kinder bekämen. Dadurch hätten andere Völker einen Vorteil, weil sich diese viel stärker vermehren würden.
  • Ziel aller maskulinisterischer Strömungen ist die Herstellung (beziehungsweise in ihren Augen Wiederherstellung) cis-männlicher (meint meist auch weißer) Hegemonie und damit einhergehend die Dominanz über Frauen und die weibliche Sexualität.
  • Erscheinungsbild: Im harmlosen Fall traurig. Im Normalfall übertrieben. Im schlimmsten Fall bewaffnet.
  • Auftreten & Charakter: Maskulinisten haben sich in einen dauerhaften Kampfzustand begeben – auch gegen sich selbst. Bei einigen führt das dazu, dass sie am liebsten maximal distanziert unter ihresgleichen bleiben und sich nur online offenbaren, während sie in der ihnen suspekten Realität eher unauffällig erscheinen.
  • Die meisten Maskulinisten treten jedoch überaus offensiv, raumangreifend und mitunter aggressiv auf. Zumindest, wenn sie sich ausreichend sicher fühlen. Zum Teil haben sie dabei etwas zwanghaft Getriebenes, vermutlich auch, weil sie ein unablässiger innerer Imperativ zur Selbstverbesserung, Stärke und Überlegenheit pressiert.
  • Sonstige Merkmale: Maskulinisten haben eine notorisch verdrehte Wahrnehmung von Verhältnissen. Insbesondere was Macht, Aggressionen und ihre eigene Souveränität angeht.
  • Spezialfähigkeit: Männchen machen. Manche haben auch gelernt, Phrasen zu apportieren, die stärkere Männchen in den Raum werfen.
  • Politische Strategie: Die gängigste Strategie der Maskulinisten ist das Verbreiten von misogynen Inhalten übers Internet. Dies geschieht vor allem in der Vernetzung unterschiedlicher Internetseiten, Onlineforen und Blogs zur sogenannten »Manosphere«, in welcher sich Gruppen und Einzelakteure gegenseitig abfeiern, bestätigen und auf die virtuelle Schulter klopfen sowie unablässig mit neuem Material zum Verbreiten versorgen.
  • Wichtigste Medien: Alles, was sich in der»Manosphere« finden lässt.
  • Einfluss auf einer Skala von 1 (Minimum) bis 10 (Maximum): Sie selbst 3, ihre Narrative allerdings 6, weil diese in patriarchal geprägten Gesellschaften nach wie vor Widerhall finden.
  • Marschiert gut mit: Männern.
  • Interne Konflikte mit: Frauen.
  • Erzfeinde: Feminismus, Emanzipation, Wokeness, alles was ihnen »links-grün« vorkommt und die Vorstellung einer »Vagina denata« (die bezahnte Vagina).
  • Mögliche Gegenstrategie:
    Psychotherapie

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1176675.gewalt-an-frauen-andrew-tate-das-geschaeft-mit-dem-frauenhass-im-internet.html?sstr=andrew|tate
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1177305.patriarchat-maennlichkeit-verraten-n-um-der-gesundheit-willen.html?sstr=andrew|tate
Waren vor 30 Jahren schon peinlich: Die ersten Popkultur-Maskulinisten Al Bundy (Ed O'Neill) und Nachbar Jefferson D'Arcy (Ted McGinley).
Waren vor 30 Jahren schon peinlich: Die ersten Popkultur-Maskulinisten Al Bundy (Ed O'Neill) und Nachbar Jefferson D'Arcy (Ted McGinley).