nd-aktuell.de / 19.04.2024 / Kultur / Seite 1

Die Freiheit feiern

Eine Ausstellung im FMP1 am Franz-Mehring-Platz in Berlin erinnert an Portugals sozialistischen Traum

Portugal: Die Freiheit feiern

Ein halbes Jahrhundert liegt die Aktion zurück, mit der Hauptleute der Bewegung der Streitkräfte (MFA) in Portugal eine rechte Diktatur stürzten, die das kleine iberische Land fast ebenso lange beherrscht hatte. Der Militärputsch vom 25. April 1974 wird zum Auslöser einer demokratischen Revolution von unten, unter sozialistischen Vorzeichen. Ihr Symbol sind die Nelken, mit denen Frauen in Lissabon die Aufständischen beschenkt hatten.

Eine »Rote Insel« am Atlantik? Diese Blütenträume reiften nicht.[1] Ihr 50. Jubiläum ist dennoch ein guter Anlass, die Nelkenrevolution in Erinnerung zu rufen. Und es gibt ausgezeichnete Gründe, Portugals 25. April zu feiern: Er brachte Freiheit und Demokratie, beerdigte das portugiesische Kolonialreich, ermöglichte soziale Fortschritte, einen Aufschwung bei Bildung und Kultur.

Die Berliner Ausstellung »Portugal 74« im FMP1 in Friedrichshain dient diesem Erinnern und Feiern. Auf 20 Tafeln zeichnet sie die Geschichte des Widerstands gegen das Salazar-Regime und den revolutionären Prozess in Portugal nach. Behandelt wird auch der internationale Kontext, in dem die Ereignisse in Portugal standen. Zu sehen sind zudem originale Exponate wie Plakate und Flugblätter sowie eindrucksvolle Fotos von den politischen und sozialen Kämpfen während der Nelkenrevolution.

Am Franz-Mehring-Platz 1 ist auch die Redaktion der unabhängigen linken Tageszeitung »nd« zu Hause. Es ist eine Kontinuität mit Brüchen. Vor 50 Jahren saß in dem 1972 fertiggestellten Verlagsgebäude das SED-Zentralorgan »Neues Deutschland«. Für das »ND« berichtete Klaus Steiniger (1932–2016) ab Mai 1974 als Korrespondent aus Lissabon, nahm mit Herz und Verstand Anteil an dem »antikapitalistischen Vorstoß in Westeuropa«. Auf seinen Fotos und seiner Sammlung von Zeitzeugnissen baut die Ausstellung auf.

Initiiert hat das Projekt sein Sohn, der nd-Redakteur Peter Steiniger, der als Kind die Ereignisse in Portugal miterlebte. Umgesetzt wird es in enger Kooperation mit dem Willi-Münzenberg-Forum. Mit riesigem Engagement und Begeisterung für das Thema widmeten sich Claudia Opitz und Sebastian Köpcke (ok-projekt.de[2]) der Gestaltung. Das Begleitprogramm zur Ausstellung – Feste, Konzerte, Filme und vieles mehr –haben Helena Araújo und der Portugiesische Kulturverein in Berlin »2314«[3] organisiert. nd

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/52155.als-grandola-vila-morena-erklang.html
  2. https://ok-projekt.de
  3. https://2314-kultur.org/