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Als die Kirche voller Genossen war

Der Leipziger Pfarrer Christian Führer über die Stunden, in denen sich entschied, dass die Wende friedlich blieb

Im Spätsommer 1989 wurde in Leipzig die Unruhe immer deutlicher spürbar. Der Konflikt zwischen den Protestierenden und der Staatsmacht schien auf eine Eskalation zuzutreiben. In Teil 40 unserer Serie geht es um den Tag, an dem der befürchtete Gewaltausbruch ausblieb.

ND: Es lag seinerzeit in der Luft: Vom Ablauf des 9. Oktober 1989 in Leipzig würde die weitere politische Entwicklung in der DDR abhängen. Das wusste jeder, der offenen Auges die Ereignisse der vorangegangenen Wochen und Monate verfolgt hatte. Auch die Signale der Partei- und Staatsführung waren recht eindeutig. Mit welchen Gedanken bereiteten Sie sich an jenem denkwürdigen Tag auf den Dienst vor? Hatten Sie einen Plan?
Dem Tag gingen die Ereignisse des 7. Oktober voraus, den wir in Leipzig ziemlich schrecklich erlebt haben. Es hatte Verhaftungen vor der Nikolaikirche gegeben und eine Präsenz von Sicherheitskräften mit Hunden, Schilden und dergleichen, die wir in dem Ausmaß und in der Form nicht kannten. Am Sonntag, dem 8. Oktober, erhielten wir zudem Hinweise von Ärzten, die im Gottesdienst waren, dass sie in ihren Krankenhäusern Abteilungen für Schussverletzungen frei machen mussten. Während unserer Dienstberatung am Morgen tauschten...


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