Schwebender Engel mit Pferdefuß
Angela Merkel möchte die Kanzlerin aller Deutschen sein – und bekommt doch kaum die schwarz-gelbe Koalition unter einen Hut
Heute soll der Bundestag Angela Merkel zum zweiten Mal zur Bundeskanzlerin wählen. Stützen will sie sich bis 2013 auf eine »bürgerliche Mehrheit«; ihr Hauptziel aber ist, dass auf lange Sicht die Unionsparteien die Agenda in Deutschland bestimmen.
Als evangelische Pfarrerstochter mag Angela Merkel zu Barlachs schwebendem Engel im Dom zu Güstrow grundsätzlich ein inniges Verhältnis haben. Aber darüber hinaus scheint sie die von aller irdischen Mühsal abgehobene Figur auch zum Leitbild ihres Handelns als Regierungschefin zu machen. Bei den Koalitionsverhandlungen blieb sie jedenfalls drei Wochen lang beinahe unsichtbar, überließ den Westerwelle und Seehofer, den Pofalla, Niebel und Dobrindt das Wort zur nichtssagenden Begleitung des Themen- und Personalpokers zwischen CDU, CSU und FDP – eben eine »Schwebende« über den mal stillen, mal schäumenden Wassern. Und selbst in der Pressekonferenz zur Vorstellung des Koalitionsvertrages schien die Kanzlerin kaum zum neuen Männerbund von Horst und Guido zu gehören; ziemlich entrückt betrachtete sie das Imponiergehabe ihrer Partner.
Diese Attitüde hat Angela Merkel bereits in der Großen Koalition eingeübt. Die Bundestagswahl 2005 mag f...
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