Rechter Flop in großem Stil

Pro NRW und NPD sahen kein Land in Nordrhein-Westfalen / Über Zehntausend protestierten

  • Lenny Reimann
  • Lesedauer: 3 Min.
Für NPD und Pro NRW war es kein gutes Wochenende. Die großspurig angekündigte Demonstration gegen »Islamisierung« und die »Mahnwachen« vor Moscheen fielen klein aus. Tausende Menschen demonstrierten gegen die Rechten.

Ein von der rechtsextremen Partei »Pro NRW« im Ruhrgebiet veranstaltetes Aktionswochenende, das sich gegen eine angebliche Islamisierung Deutschlands richtete, ist nur auf geringes Interesse bei Anhängern der selbst ernannten Bürgerbewegung gestoßen. So nahmen am Sonntag in Duisburg nur etwa 200 Personen an einer Demonstration teil. Ebenfalls nur etwa 200 Rechte waren einem Aufruf der neofaschistischen NPD gefolgt, die sich zeitgleich in Duisburg traf.

Beide Parteien hatten zu Aufmärschen gegen die Merkez-Moschee im Duisburger Stadtteil Marxloh aufgerufen, stießen jedoch auf den massiven Protest von über 10 000 Nazigegnern, die sich Angaben des Bündnisses »Marxloh stellt sich quer!« zufolge, den ganzen Tag lang an den Protesten beteiligten.

Aufgrund von Blockaden verzögerten sich beide Aufmärsche deutlich. Die geplante Route der NPD musste von der Polizei, die mit über 3000 Beamten im Einsatz war, verkürzt werden. Erst die Räumung der friedlichen Blockaden mit Schlagstöcken und Pfefferspray ermöglichte es den Neonazis, überhaupt zu laufen. Neben Gewerkschaften, Bürgerinitiativen und Parteien hatten maßgeblich Antifagruppen zu den Protesten aufgerufen.

Erleichtert zeigte sich ein Sprecher des Bündnisses »Duisburg stellt sich quer!«: »Es ist uns gelungen, tausende Menschen gegen den braunen Mob zu mobilisieren, die den Nazis deutlich zu verstehen gegeben haben, dass sie weder hier in Duisburg noch anderswo erwünscht sind«, sagte er gegenüber ND. Harsche Kritik übte er hingegen an der Einsatzstrategie der Polizei. Es sei unverständlich, warum die Beamten wiederholt brutal gegen friedliche Demonstranten vorgegangen seien, sagte er. Bereits bei einer Kundgebung von etwa 50 NPD-Anhängern am Sonnabend vor dem Duisburger Hauptbahnhof war es zu Übergriffen der Polizei gekommen. Eine ältere Antifaschistin musste mit Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Die Rote Antifa Duisburg wies indes auf die geringe Mobilisierungsfähigkeit der nordrhein-westfälischen NPD hin. Dies zeige, dass die neofaschistische Partei an Bedeutung verloren habe. Junge Neonazis seien mittlerweile immer häufiger in den Reihen der militanten »Autonomen Nationalisten« aktiv, die die Aufmärsche an diesem Wochenende jedoch bewusst boykottiert hätten.

Auch für »Pro NRW« dürfte sich das antiislamische Aktionswochenende als Reinfall entpuppt haben. An den großspurig angekündigten »Mahnwachen« vor Moscheen im sechs Ruhrgebietsstädten, hatten bereits am Freitag nur jeweils 30 bis 50 Rassisten teilgenommen. Und selbst diese waren von der rechtsextremen Partei in Kleinbussen von Kundgebung zu Kundgebung transportiert worden und überall auf weitaus größere antifaschistische Protestkundgebungen gestoßen. Auch vor einem Parteitag, den die Rechten am Sonnabend mit etwa 200 Teilnehmern in Gelsenkirchen durchführten, wurde protestiert.

Zu einem brutalen Angriff von Polizeibeamten soll es unterdessen am Freitag in Bochum gekommen sein. Angaben der dortigen Antifaschistischen Jugend zufolge, sei ein Festgenommener, der sich zuvor an der Blockade einer »Pro NRW«-Mahnwache beteiligt habe, im Präsidium von Polizeibeamten bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt worden.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal