Zweierlei Fleisch

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Aktienbörse in Tokio habe »freundlich tendiert«, wurde gestern nach dem Rücktritt des japanischen Regierungschefs gemeldet. Ereignisse, die in dieser Welt Wichtigkeit beanspruchen wollen, müssen schon irgendeine Börsenreaktion bewirken. Dass dies am Vortag nach Einreichung der Klage Australiens gegen Japan beim Internationalen Gerichtshof der Fall war, ist nicht bekannt. Dabei ging es schließlich nur um Tiere, wenn auch um ziemlich große. Canberra will in Den Haag die höchstrichterliche Feststellung erreichen, dass die von Japan aus »wissenschaftlichen Gründen« betriebene Waljagd unzulässig ist. Mit Verweis auf eine Ausnahmeklausel des Moratoriums von 1986 töteten Nippons Waljäger zwischen 1987 und 2005 allein in der Antarktis 6800 Minkwale. In den 31 Jahren vor dem Moratorium seien weltweit nur 840 Minkwale getötet worden, argumentiert Australien. Und »wissenschaftliche Gründe«? Laut Klage gibt es klare Beweise, »dass das Fleisch der Tiere auf den Ladentheken landet«. Der Schritt in Down Under kann sich gewiss internationaler Sympathien erfreuen. Wale sind intelligente und soziale Tiere. 6800 ist eine gewaltige Zahl. Auch Schweine sind intelligente und soziale Tiere. In Deutschland wurden allein im vorigen Jahr 56 Millionen getötet. Manchmal gibt es darauf Reaktionen. An der Börse.

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