Vornehm ja, doch nicht kühl

Zum Tode von Kurt Sanderling

Was geht der Mann, Jahrgang 1912, nicht alles durch. Sechs Systeme darf er erleben, das kaiserliche Deutschland, die Weimarer Republik, das faschistische Deutschland, den Sowjetstaat, die DDR, die BRD. Ein jedes System mit Tücken, mit Wundmalen behaftet, schlimmen, weniger schlimmen, nirgendwo vollkommenes Glück, eher das Gegenteil.Zwei Weltkriege liegen dazwischen. Leid, Schmerz, Zerstörung hat Kurt Sanderling auf dieser Wegstrecke überreichlich gesehen, auch selbst erlebt. Das bedrängt und beflügelt Künstlertum. Es nötigt im guten Fall dazu, teilzuhaben an der Austilgung von Leid, Unrecht und Zwietracht, ein Vorgang, der ewig währt.

Und welche Kunstgattung vermag das besser als Musik. Sie löst Tränen aus und trocknet diese, sie tröstet, erstaunt, stimmt fröhlich, mobilisiert die Sinne, schärft den Verstand. Hier ist von Kunstmusik die Rede. Kurt Sanderling, deutscher Dirigent, widmet dieser Art Musik ein ganzes Leben. Welch ein Glück!

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