Vielen Syrern droht Hunger
FAO: Gewalt verschärft Lage / Appell von 200 Nichtregierungsorganisationen
Wer kämpft, kann nicht säen und ernten. Eigentlich eine Binsenweisheit, aber bislang nicht in den Fokus der Debatte um Syrien gerückt. Dieses Versäumnis holte jetzt die FAO nach. Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft warnte vor einer sich verschärfenden Lebensmittelknappheit für 1,4 Millionen Menschen in dem Land mit insgesamt rund 21 Millionen Einwohnern. So fiel die Getreideproduktion während des im März 2011 begonnenen Aufstands gegen Staatschef Baschar al-Assad um zehn Prozent niedriger aus als im Durchschnitt der fünf Jahre davor. Zahlreiche Bauern, so die FAO, hätten aus Furcht für Leib und Leben die Ernte nicht einbringen können. Erschwerend kam hinzu, dass die Regenfälle nach zum Teil erheblichen Dürreperioden spät einsetzten und unregelmäßig waren.
Zurzeit erhalten rund 100 000 Syrer Nahrungsmittelhilfen durch die FAO und das Welternährungsprogramm.
Die Zehntausenden, die bislang in Nachbarländer flohen, suchen gleichermaßen einen Ausweg aus der Gewalt wie aus der Bedrohung durch Hunger.
Die Türkei hat laut offiziellen Angaben bereits über 12 000 Flüchtlinge aufgenommen. Um den anhaltenden Ansturm zu bewältigen, wurde in Ceylanpinar (südöstliche Provinz Sanliurfa) mit dem Bau einer Zeltstadt für insgesamt 20 000 Menschen begonnen. Das geplante Camp liegt 150 Kilometer von der syrischen Stadt Al-Hasakah entfernt.
Unterdessen konterte das Assad-Regime den Jahrestag des Aufstandsbeginns am Donnerstag mit Massenkundgebungen. Tausende versammelten sich auf Meetings für den Präsidenten. Das Staatsfernsehen strahlte Aufmärsche aus, die in Damaskus und anderen Städten über die Straßen zogen.
Für Aufsehen und Publizität sorgte am Donnerstag ein Appell von 200 Nichtregierungsorganisationen aus 27 Ländern. Darin wird ein Ende der Gewalt in Syrien gefordert. An den UNO-Sicherheitsrat ergeht der Aufruf, umgehend eine Resolution zu verabschieden, die den Stopp des Blutvergießens verlangt. Humanitäre Hilfe müsse ungehindert in die Konfliktgebiete gelangen.
Die britische Tageszeitung »Guardian« veröffentlichte derweil mutmaßliche private E-Mails von Assad.
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