Machtkampf unter Rechten
Außerordentlicher Burschentag soll interne Streitigkeiten ausräumen
Der Streit zwischen dem konservativen und dem extrem rechts durchsetzten Flügel der Deutschen Burschenschaft (DB) ist beim Eisenacher Burschentag 2011 offen ausgebrochen. Anlass war damals der Versuch des ultrarechten Flügels, die DB-Mitgliedschaft von Männern mit Migrationshintergrund förmlich auszuschließen - mit Hilfe eines Kriterienkataloges, den Medien als Forderung nach einem neuen »Arier-Nachweis« eingestuft hatten.
Seitdem spitzt sich der ungleiche Machtkampf zu: Von den inzwischen nur noch 100 DB-Burschenschaften sind 45 in der »Burschenschaftlichen Gemeinschaft« (BG) organisiert, dem Bündnis der Rechtsaußen-Fraktion, während die konservative »Initiative Burschenschaftliche Zukunft« (IBZ) nur 25 DB-Bünde vereinigt. Zum mittleren Spektrum, das sich weder auf die BG noch auf die IBZ festlegen will, gehören Burschenschaften wie die Dresdensia Rugia zu Gießen oder die Rheinfranken Marburg, unter deren Alten Herren sich prominente NPD-Funktionäre befinden.
Die IBZ, die beim letzten Burschentag Anfang Juni nach einer schweren Abstimmungsniederlage alle ihre Mitglieder aus dem DB-Vorstand abgezogen hat, sucht nun die Entscheidung. In einem Positionspapier stellte sie im Sommer fest, »teils rechtsextremistisch und rassistisch motivierte Äußerungen und Provokationen einzelner Burschenschaften und Burschenschafter« seien »nicht mehr erträglich«.
Gemeint waren etwa die Behauptung des Chefredakteurs der Verbandszeitschrift »Burschenschaftliche Blätter«, der KZ-Mord am NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer sei »rein juristisch gerechtfertigt« gewesen, oder der Abdruck eines Textes in der Verbandszeitschrift, der den Burschenschaften »ein gemeinsames Ringen um Antworten« zu »Themenbereichen« wie »Abschaffung des Parteienstaates - Herstellung wirklicher Volksherrschaft« empfahl. In dem Heft fand sich auch die Einschätzung, Deutschland brauche eine »neue Partei rechts von der CDU«.
Dem Außerordentlichen Burschentag liegen gleich mehrere Anträge aus den Reihen der IBZ vor, die die Absetzung des Chefredakteurs der »Burschenschaftlichen Blätter«, Norbert Weidner, sowie den Ausschluss dreier exponierter Rechtsaußen-Burschenschaften fordern. Der Versuch, Weidner - ein einstiges Führungsmitglied gleich mehrerer inzwischen verbotener Neonazi-Organisationen - von seinem Posten zu entfernen, war bereits beim Burschentag Anfang Juni gescheitert. Für den Fall, dass es nicht gelingt, einige Ultrarechte wenigstens symbolisch in die Schranken zu weisen, hat eine IBZ-Burschenschaft den Antrag auf Auflösung der DB gestellt. Bünde aus dem Spektrum zwischen IBZ und BG suchen zu vermitteln - zumindest im Streit um die Aufnahme von Männern mit Migrationshintergrund. Diese sollten »bei vollendeter Assimilation an das deutsche Volk« in begründeten Einzelfällen der DB beitreten können, heißt es in einem Antrag; im Zweifel müsse ein eigens gewählter »Aufnahmerat« die »Feststellung der Vollendung der Assimilation« vornehmen.
Unabhängig vom Ergebnis des Stuttgarter Burschentags werden die einzelnen Burschenschaften ihre politischen Aktivitäten weiterführen. Die bereits angekündigten Veranstaltungen sprechen für sich. So lädt etwa die Berliner Burschenschaft Arminia für den 4. Dezember zu einem Vortrag über »Leben und Wirken Francisco Francos« ein. Am 19. Januar soll ein »Salonabend« folgen; Thema: »Musik aus dem Grammophon - Klänge der 20er, 30er und 40er« Jahre.
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