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»Die Unternehmen tun nichts«

Diskussionen in Deutschland nach Fabrikeinsturz in Bangladesch

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
In Bangladesch gehen wütende Textilarbeiter auf die Straße. In Deutschland werden die Forderungen nach einem internationalen Brandschutzabkommen lauter.

Die Zahl der Toten nach dem Einsturz eines Geschäftsgebäudes in Bangladesch ist auf über 308 gestiegen. In der Hauptstadt Dhaka tobten auch am Freitag heftige Proteste von Arbeiterinnen und Arbeitern gegen die Arbeitsbedingungen. Zwei Bekleidungsfabriken und Autos brannten, es kam zu Straßenschlachten. Die Polizei ging mit Schlagstöcken, Gummigeschossen und Tränengas gegen die Protestierenden vor.

In Deutschland geht die Diskussion um eine internationales Brandschutzabkommen für die Zulieferbetriebe der Bekleidungskonzerne weiter. Vertreter der Gewerkschaft ver.di und der Vorsitzende der Textilarbeitergewerkschaft NGWF aus Bangladesch, Amirual Haque Amin, trafen sich am Dienstag mit dem Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Markus Löning. Amin warb für die Unterstützung eines internationalen vom US-Textilkonzern PVH initiierten Brandschutzabkommens.

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Vor dem Hintergrund des jüngsten Fabrikeinsturzes in Bangladesch fordert Markus Löning, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung, die Unternehmen in der Bekleidungsbranche zum Handeln auf. nd-Gespräch über Arbeitsbedingungen und Korruptionsbekämpfung. Mehr

Das Treffen im Rahmen der gewerkschaftlichen »ExChains«-Kampagne statt. Darin geht es um die Offenlegung der gesamten Produktionskette - von der Landwirtschaft, über die Herstellung der Stoffe bis zu den Bekleidungsfabriken und den Händlern. Die Gesamtbetriebsräte des schwedischen Bekleidungsriesen »Hennes & Mauritz« sowie Zara, forderten ihre Arbeitgeber auf auf, dem PVH-Abkommen beizutreten. H&M ist der zweitgrößte Abnehmer von Kleidung in Bangladesch.

PVH hatte die Umsetzung des Abkommens, mit dem Millioneninvestitionen in die Sicherheit der Bekleidungsfabriken verbunden wären, von der Beteiligung anderer Unternehmen abhängig gemacht. Bislang hat in Deutschland nur Tchibo unterschrieben. Der schwedische H&M-Konzern als zweitgrößter Auftraggeber in Asien verweigert bislang die Unterschrift, aber auch C&A Zara oder Walmart. Ulrich Dalibor, Leiter der Bundesfachgruppe Einzelhandel bei ver.di, äußerte in dem Zusammenhang gegenüber »nd« Kritik am Handelskonzern Metro: »Wir haben uns mit hochrangigen Vertretern der Metro Group getroffen, um für das PVH-Abkommen zu werben. Nachdem sie sich das alles angehört hatten, sagten sie, man wolle doch lieber bei BSCI die Mitarbeit intensivieren.«

BSCI (»Business Social Compliance Initiative«) ist eine von der Außenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels gegründete Plattform, die zwar auf den internationalen Verträgen der UN-Arbeitsorganisation ILO beruht, in erster Linie auf Selbstverpflichtungen der Industrie basiere. Unabhängige Prüfungen der Zulieferer seien nicht vorgesehen. BSCI verteile ein »Gütesiegel für die Unternehmenshomepage«, ohne dass die Unternehmen etwas dafür tun müssten, kritisierte der Gewerkschafter. »Wir brauchen verbindliche Standards und keine Selbstverpflichtungen«, sagte Frauke Banse von der Kampagne für Sauberer Kleidung. »Und wir brauchen fundamentale Mitbestimmungsrechte von Gewerkschaften und den Beschäftigten.«

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