Shell und BP bleiben mit Russland im Geschäft

Neue Sanktionen Washingtons werden in Moskau nicht recht ernst genommen

  • Irina Wolkowa, Moskau
  • Lesedauer: 2 Min.
Die neuen Sanktionen haben in Russland unverhoffte Gewinne gebracht. An der Börse stiegen die Kurse.

Es waren zwei gute Tage für Larissa Sjomina. Die pensionierte Volkswirtschaftlerin spekuliert »ein ganz klein bisschen« an der Börse und streicht »endlich wieder« Gewinn ein. »Trotz neuer westliche Sanktionen, besser gesagt: genau deshalb.«

Schon als US-Präsident Barack Obama am Montag des Update der Blacklist - der schwarzen Listen mit den Namen russischer Spitzenbeamter und Konzernlenker bekannt gab, die wegen der Ukraine-Krise mit Einreiseverboten und Sperrung ihrer Auslandsaktiva gestraft wurden, legten Kurse russischer Unternehmen und der Rubel kräftig zu. Dienstag - am Abend zuvor hatte auch Europa Stufe zwei der Sanktionen in Kraft gesetzt - ging es nochmals kräftig aufwärts.

Zwar sind Experten weniger euphorisch und sprechen nur von Kurzzeiterholung. Dieses Phänomen erklären allerdings auch sie damit, dass die neuen Sanktionen reinen Symbolcharakter hätten. Konzerne wie Shell oder Britisch Petroleum BP denken nicht daran, ihr Russlandgeschäft zurückzufahren. Beide sind strategische Partner des staatlichen russischen Ölförderers Rosneft. Dessen Vorstand Igor Setschin, der zum engsten persönlichen Freundeskreis von Wladimir Putin zählt, steht an prominenter Stelle auf den schwarzen Listen des Westens.

Doch Shell und Rosneft begannen letzte Woche mit der Förderung in der Arktis und BP, das knapp 18 Prozent der Rosneft-Anteile hält, will sich das Geschäft ebenfalls nicht vermiesen lassen. »Wir sind der Investitionspolitik gegenüber Rosneft treu und wollen in Russland weiter langfristig anlegen… Derzeit versuchen wir, die möglichen Folgen dieser Sanktionen einzuschätzen«, zitierten Agenturen einen BP-Sprecher, der anonym bleiben wollte.

Zwar drohte das Außenamt, Moskau werde die Sanktionen »nicht unbeantwortet lassen«. Doch nicht Ressortchef Sergej Lawrow verkündete dies, sondern stellte dazu Stellvertreter Sergei Rjabkow ab. Rjabkow kontra Obama - eine protokollarische Demütigung. Es war nicht die einzige Kröte, die der Chef des Weißen Hauses schlucken musste. Andrej Klimow,Chef des außenpolitischen Ausschusses im Senat, nannte ihn einen »Papiertiger«, der die Welt mit seinen Sanktionen »immer mehr zum Lachen bringt«. Früher oder später, so zitierte ihn RIA/Nowosti, würden Washingtons »Satelliten« - also die europäischen NATO-Mitglieder - ihm das Vertrauen entziehen. Die Politiker stünden schon jetzt unter massivem Druck der Wirtschaft.

Auch würden nach der Europawahl Kommissionspräsident José Manuel Barroso oder die in Russland höchst unpopuläre Chefdiplomatin Catherine Ashton neuen Politikern Platz machen müssen. In das Europaparlament würden auch »Nationalisten - im konservativen Sinne des Wortes - einziehen«. Klimow hofft, dass die eher Russland unterstützen.

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