Ex-Funktionär der AfD muss hinter Gitter
22 Monate Haft für Göttinger Rechtsextremisten
Er gilt als Neonazi, Aufschneider und notorischer Betrüger. Und er hatte trotz seiner erst 19 Jahre bereits drei Vorstrafen zur Bewährung kassiert. Jetzt muss Lennard R., ehemaliger stellvertretender Göttinger Kreischef der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD), für 22 Monate ins Gefängnis. Weitere Ermittlungsverfahren sind anhängig.
Vor dem örtlichen Jugenschöffengericht gestand R. nun, er habe im August 2013 bei einem EDV-Händler Anlagen im Wert von rund 3000 Euro bestellt und bei sich installieren lassen. Die Rechnung wollte er von vorn herein aber nicht bezahlen. Bei der Strafzumessung verwies das Gericht auf die Vorstrafen. R. hatte unter anderem einen Kunstverein erfunden und für diesen Waren bestellt. Er soll überdies dem Chef eines Freundes zwei Kreditkarten gestohlen und damit in einem Edel-Bordell bezahlt haben, ohne Führerschein Auto gefahren sein und tausende Euro aus der Göttinger AfD-Kasse unterschlagen haben.
Die Göttinger Antifa hatte R. bereits ab Ende 2012 wegen dessen offensichtlich rechtsextremer Gesinnung aufs Korn genommen. So bedrohte er gemeinsam mit zwei Gesinnungsgenossen die Teilnehmer einer Anti-Atom-Mahnwache. Vor dem Flüchtlingslager Friedland habe er NPD-Flugblätter verteilt, bei Facebook unter »Gefällt mir« das zur Judenvernichtung benutzte Giftgas »Zyklon B« angegeben, vor einem linken Jugendzentrum habe er den Hitlergruß gezeigt. Auf einem Foto posierte er in der Göttinger Innenstadt ebenfalls mit Hitlergruß.
R. verwahrte sich gegen die Vorwürfe, sprach von einer Fotomontage. Auch weil sie einen zweiten Rechtsextremisten im Göttinger AfD-Vorstand ausmachten, gingen Linke im Bundestagswahlkampf 2013 die Partei heftig an. Die AfD geißelte die Proteste als »linksfaschistisch«.
Im August rief Lennard R. die Polizei. Er erzählte den Beamten, er habe im Garten Vermummte gesehen und fühle sich bedroht. Polizisten durchsuchten das Grundstück, fanden aber keine Spuren. Trotzdem erstattete R. Anzeige gegen Unbekannt wegen Hausfriedensbruch. Einige Tage später berichtete eine Lokalzeitung über einen angeblich vereitelten Brandanschlag auf das Haus von R. Er und die AfD verhedderten sich in Widersprüche. Ermittlungen blieben ohne Ergebnis.
Nicht nur die Antifa ist überzeugt, dass R. den Angriff nur erfunden hat, um sich als Opfer darzustellen. Aus der AfD ist R. zwischenzeitlich rausgeflogen.
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