Einen Preisanstieg in allen Segmenten des Grundstücks- und Wohnungsmarktes haben die 16 lokalen Gutachterausschüsse ermittelt. Die Umsätze erhöhten sich um fast zehn Prozent, obwohl die Zahl der Kaufverträge mit mehr als 34 000 weitgehend stabil blieb und die veräußerte Fläche insgesamt sogar kleiner geworden ist. Einfamilienhäuser wechselten für durchschnittlich 153 000 Euro den Besitzer, Eigentumswohnungen für 2614 Euro pro Quadratmeter - jeweils ein Anstieg um knapp zehn Prozent pro Jahr.
Nach Einschätzung von Innenminister Ralf Holzschuher (SPD) deutet sich weder die befürchtete »Blase« auf dem Grundstücksmarkt an - also kein überteuertes Angebot -, noch gibt es »abgehängte Regionen«, in denen sich gar nichts tut. Für den Grundstücks- markt gebe es »keine großen weißen Flächen«. Brandenburg sei in allen Teilen »interessant«, überall bewege sich »sehr viel«. Den in seinen Augen moderaten Preisanstieg bezeichnete der Minister als »positives Zeichen für das Land«. Allerdings muste er einräumen, dass die Unterschiede gewaltig sind und man von einem einheitlichen Grundstücksmarkt nicht sprechen könne. Rund 50 Prozent der Grundstücksverkäufe und 75 Prozent des Umsatzes werden im Berliner Speckgürtel gemacht, das heißt auf zehn Prozent der Landesfläche, sagte Jürgen Kuse, Vorsitzender des Oberen Gutachterausschusses für Grundstückswerte.
Der Quadratmeterpreis für Bauland in Berlinnähe stieg binnen eines Jahres von 79 auf 86 Euro, in den Weiten Brandenburgs von 33 auf 36 Euro. Eine Ausnahme bildet die Stadt Potsdam, wo mit Abstand die höchsten Verkaufserlöse erzielt werden und wo der Preis für Bauland von 185 auf 211 Euro pro Quadratmeter gestiegen ist. Für neu gebaute Eigentumswohnungen in Potsdam müssen inzwischen 3400 Euro je Quadratmeter hingelegt werden.
Die Preise für Acker und Wald haben sich in den vergangenen acht Jahren verdreifacht. Kuse unterstrich, dass sich dennoch die Preise sowohl für Agrarflächen als auch Wohngrundstücke im Deutschlandvergleich auf einem »geringen Level« bewegen.
Bezogen auf Miethäuser sagte Kuse: »Es ist wenig gebaut worden in den vergangenen 15 Jahren.« Das hänge mit den vergleichsweise niedrigen Mieten zusammen. Privatanleger hätten da eine zu geringe Rendite gesehen. Wirklich Geld gebracht habe den Investoren der Bau und die Veräußerung von Eigentumswohnungen. Nun rechne er damit, dass die Mieten steigen werden, was wiederum die Baulust erhöhen würde. »Das ist eine gute Nachricht für Vermieter, nicht für Mieter.«
Nachdem kürzlich eine Mietpreisbremse für 30 märkische Kommunen verhängt wurde, gestand Holzschuher zu, dass die Politik auch darauf achten müsse, dass sich das Interesse am Bau von Mietwohnungen entwickle.
Auf die Frage, ob nun gut betuchte Griechen, Italiener oder Spanier ihr Geld in deutschen Häusern anlegen und damit die Preise hochtreiben, sagte Kuse, in Brandenburg jedenfalls sei das so nicht nachweisbar. Minister Holzschuher ergänzte, beim Kauf von Ackerflächen seien durchaus auch ausländische Investoren zu beobachten, die keineswegs mit Landwirtschaft etwas zu tun haben.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/941683.es-wurde-zu-wenig-gebaut.html