nd-aktuell.de / 29.08.2014 / Berlin

»Obwohl wir auch Menschen sind«

Auch am vierten Tag protestieren die Flüchtlinge der Gürtelstraße für ihre Rechte

Judith Rakowski
Immer noch verharren neun Flüchtlinge auf einem Dach und kämpfen für menschenwürdigere Asylpolitik. Menschenunwürdig werden sie dafür von der Polizei behandelt, die Strom und Wasser sperrt und einem Pfarrer verbietet Essen auf das Dach zu bringen.

Immer noch sitzen neun Flüchtlinge auf einem Dach in der Gürtelstraße in Friedrichshain, und weigern sich, das Gebäude zu räumen. Sie haben Angst, danach mittellos auf der Straße zu stehen oder abgeschoben zu werden. Seit vier Nächten haben sie keinen Zugang mehr zu Nahrung. Wasser und Strom wurden am Mittwoch abgestellt.

Vor dem Haus haben Unterstützer der Flüchtlinge Transparente aufgehängt und ein provisorisches Lager eingerichtet. Viele Anwohner zeigen sich solidarisch und bringen Lebensmittel und Getränke vorbei. Allerdings kommt es auch immer wieder zu rassistischen Anfeindungen, die Kita gegenüber hat Anzeige wegen Ruhestörung erstattet.

Die Polizei hat das Gebäude weitreichend abgesperrt, niemand erhält Zugang. Heute Vormittag verweigerte sie dem Berliner Pfarrer Ringo Effenberger den Zutritt zum Dach, die Begründung: Für seine Sicherheit könne nicht garantiert werden; es bestünde Absturzgefahr. Der ausdrückliche Wunsch der Flüchtlinge nach dem Abendmahl und seelischem Beistand wurde ihnen so unter fadenscheinigen Gründen verwehrt.