nd-aktuell.de / 03.02.2016 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 17

Kaum legale Möglichkeiten für Jobs

Bis zu 300 000 Geflüchtete könnten 2016 in der Schattenwirtschaft landen

Simon Poelchau

Eigentlich müsste dank der robusten Konjunktur der Anteil der Schattenwirtschaft an der gesamten Wirtschaftsleistung in Deutschland dieses Jahr von 11,2 auf 10,8 Prozent zurückgehen. Dies prognostizieren zumindest die Forscher des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung in Tübingen und der Universität Linz in ihrem am Dienstag vorgestellten Schattenwirtschaftsbericht. Doch eine Entwicklung könnte diesen Trend zumindest dämpfen: Tausende hierzulande angekommener Geflüchteter werden vermutlich dieses Jahr in schlecht bezahlte, unregulierte Arbeit gedrängt.

So schätzen die Ökonomen, dass sich das potenzielle Arbeitsangebot in der Schattenwirtschaft durch Geflüchtete um 800 000 Personen erhöht. Doch nicht alle werden einen Job in der Schattenwirtschaft annehmen. Laut der Studie werden 100 000 bis 300 000 von ihnen eine unregulierte Arbeit finden, etwa als Putzkraft oder Hilfsarbeiter auf dem Bau. »Wegen der fehlenden Deutschkenntnisse vieler Schutzsuchender ist es wahrscheinlich, dass es zunächst Jobs im Niedriglohnsektor sein werden«, sagt Studienautor Friedrich Schneider.

Für die Unternehmen und Privatpersonen, die die Geflüchteten am Fiskus vorbei anstellen, ist dies ein gutes Geschäft: Auf bis zu 2,16 Milliarden Euro schätzen die Wissenschaftler das zusätzliche Wertschöpfungspotenzial. Bei den Flüchtlingen kommt davon aber nur wenig an. »Ferner werden Verdienste von Asylbewerbern und Flüchtlingen in der Schattenwirtschaft von 5,00 € pro Stunde angenommen«, heißt es in der Studie. Bei 20 Stunden pro Woche oder 80 pro Monat macht dies einen Lohn von 400 Euro im Monat beziehungsweise 4800 Euro im Jahr. Der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro ist für die Geflüchteten in der Schattenwirtschaft noch ein weit entfernter Traum.

»Man sollte darüber nachdenken, Flüchtlingen schnell eine zeitlich begrenzte Arbeitserlaubnis zu erteilen«, sagt Schneider. Denn, dass die Geflüchteten über kurz oder lang in die Schattenwirtschaft abgleiten, ist alles andere als böser Wille, wenn ihnen eine legale Beschäftigungsmöglichkeit verwehrt bleibt: »Die Flüchtlinge sind monatelang in ihren Unterkünften zum Nichtstun verdammt, also ist es doch naheliegend, dass sie irgendwann raus wollen und sich als Schwarzarbeiter verdingen«, erklärt der Linzer VWL-Professor.

Übrigens sind Schwarzarbeit und Co ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor: Auf rund 336 Milliarden Euro wird deren Beitrag zur deutschen Wirtschaftsleistung für dieses Jahr geschätzt. Mit Agenturen