Im Suff durch die City gerast

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: 2 Min.
TV-Moderatorin muss sich mit ihrem Lebensgefährten wegen versuchten Mordes, Vortäuschen einer Straftat sowie Betruges verantworten.

Panik ist eine menschliche Reaktion, sie setzt das Gehirn außer Kraft, man reagiert, wie man »normal« niemals reagieren würde. Doch was ist normal bei Stars, Sternchen und jenen, die sich dafür halten? Immer lächeln, niemals Blöße zeigen - wird man da anfällig für das Unnormale?

Die TV-Moderatorin Natalie L. (34) und ihr Lebenspartner Stefan K. (43) müssen sich seit Montag wegen versuchten Mordes, Vortäuschens einer Straftat und Betrugs verantworten. Am 26. Juli 2013 sollen sie nach durchzechter Nacht mit ihrem Leasing-Mercedes und einer Raserei quer durch Berlin in Altglienicke einen Mann lebensgefährlich verletzt haben. Der überlebte nur, weil nachfolgende Fahrer den Rettungswagen riefen. Natalie L., so sagt es die Anklage, sei, ohne um sich um den Verletzten zu kümmern, weitergefahren. Da die Fahrerin hätte erkennen müssen, dass der Zustand des Verletzten lebensbedrohlich war, habe sie den Tod des Opfers billigend in Kauf genommen, hieß es in der Anklage.

Zwei Tage später, inzwischen nüchtern, fuhr sie mit dem Auto nach Hoyerswerda zu ihrer Mutter. Dort »stahl« Freund Stefan K. das Fahrzeug und brachte es nach Polen, um es zu verhökern. Doch die Sache ging schief, der Schwindel flog auf. Vor Gericht eine zerknirschte Natalie L. Es war ein schöner Abend, erzählte sie unter Tränen. Zuerst ein Treffen mit Freunden im Café in Köpenick, Küsschen rechts, Küsschen links, ein bisschen Weißwein getrunken, dann weiter. In einem Club in der Friedrichstraße das gleiche Spiel, ein paar Gläser Sekt. Da war es weit nach Mitternacht. Dann in die Bar »New York« am Olivaer Platz, viel Spaß gehabt, viel getanzt. Zu keiner Zeit kam L. auf die Idee, ein Taxi zu nehmen. Ab dann beginnt für sie das schwarze Loch. Sie sei erst - mit dickem Brummschädel - auf ihrem Bett aufgewacht. Für alles, was dazwischen liegt, will sie keinerlei Erinnerungen haben. Sie wollte zur Polizei, sagt L., ihr Partner habe sie genötigt, die Tat zu vertuschen. Zeugen sagten bei der Polizei, L. sei stinkbesoffen gewesen und habe sich nur noch auf allen Vieren bewegen können.

Natalie L. gehört, wie auch wohl die Wettraser der vergangenen Woche, zur Kategorie jener, die ihr Fahrzeug als Waffe missbrauchen. Keine Gewissensbisse erkennbar. Das Urteil wird vermutlich Mitte Mai gesprochen.

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