nd-aktuell.de / 10.02.2016 / Ratgeber / Seite 27

Betriebskosten kosten Kundenrendite

Versicherungen als Geldanlage

Hermannus Pfeiffer
Versicherer verkaufen nicht nur Versicherungen. Sie bieten auch Geldanlagen, Fonds und Immobilienfinanzierungen an - aber das kostet.

»Die Lebensversicherung zeigt sich lebendiger als vielfach berichtet wird«, meint Reinhard Klages, Chefredakteur des Brancheninfodienstes »MAP-Report«. Ein Beispiel, die Stornoquote: Die für 2014 ermittelte Kennzahl von durchschnittlich 3,14 Prozent ist der beste Wert seit 20 Jahren. In den vergangenen Jahren war der Wert teilweise deutlich höher, in der Spitze 4,22 Prozent im Jahre 2004. Diese Entwicklung findet Klages angesichts des jahrelangen medialen »Dauerfeuers« gegen die Lebensversicherung sensationell.

Lebensversicherungen - besser als ihr Ruf, aber ...

Die niedrigste Stornoquote seit Jahren passe überhaupt nicht in die übliche Berichterstattung, wonach Millionen von Verbrauchern, völlig verunsichert, aus ihren Lebensversicherungsverträgen flüchten. Im Gegenteil. Die deutsche Lebensversicherung ist besser als ihr Ruf. Das mag sein. Die »niedrige« Stornoquote bedeutet allerdings, dass bei einer durchschnittlich langen Laufzeit der Verträge zwei von drei Policen vorzeitig gekündigt werden.

Wer sich entscheidet, sein Geld bei einer Versicherung anzulegen, sollte in jedem Fall vorher auf die Kosten schauen. Angesichts der allgemeinen Niedrigzinsphase ist das noch wichtiger geworden. Denn die Ausgaben, die ein Unternehmen für den Vertrieb und die Verwaltung hat, gehen von den Erträgen ab - und senken letztlich die Rendite des Kunden.

Wo sich die Kosten verstecken

In den MAP-Reports 878 und 879 »Kurzfristratings deutscher Lebensversicherer - P-Rating« und »Bilanzanalyse deutscher Lebensversicherer« werden die Unternehmen in den Bereichen Bilanz, Service und Vertrag analysiert. Der Bilanzteil enthält eine Rangliste von 84 Anbietern hinsichtlich der Verwaltungskostenquote (Verwaltungsaufwendungen brutto in Prozent der verdienten Bruttobeiträge).

Allerdings sind in der Verwaltungskostenquote lediglich die Kosten der Abteilung Betrieb enthalten - wie viel Geld also etwa für Beitragsverbuchungen oder Adressänderungen verbraucht werden. Hingegen würden sich die Kosten der Kapitalanlageverwaltung in den Aufwendungen für Kapitalanlagen verbergen, analysiert das »Versicherungsjournal«. Während die Kosten der Schadenregulierung bei den Versicherungsleistungen und die des Vertriebs in der Abschlusskostenquote versteckt würden. Diese betragen im Schnitt nach meiner Schätzung etwa 5 Prozent. Insofern sind die tatsächlichen Kostenblöcke noch weit höher.

Trotzdem geben die Ergebnisse von »MAP-Report« einen Anhaltspunkt für die Auswahl eines Versicherers. Als Durchschnittswert in der Fünfjahresbetrachtung wird im MAP-Report 878 eine Verwaltungskostenquote von 2,30 Prozent errechnet. Die Spannbreite zwischen den einzelnen Anbietern ist allerdings gewaltig. Auf die niedrigsten Werte (jeweils unter 1,0) kommen die beiden Direktversicherer Cosmos Lebensversicherungs-AG und Europa Lebensversicherung AG. Angeführt von der Allianz Lebensversicherungs-AG und der Neuen Leben Lebensversicherung AG folgen dahinter insgesamt 22 Gesellschaften mit einer Eins vor dem Komma.

Am anderen Ende der Tabelle findet sich die PB Lebensversicherung AG mit glatt 6 Prozent wieder. Eine vergleichsweise hohe Verwaltungskostenquote von deutlich über 5 Prozent weist auch die Mylife Lebensversicherung AG auf. Über der Marke von 4 Prozent liegen die Interrisk Lebensversicherungs-AG Vienna Insurance Group, die Rheinland Lebensversicherung AG und die Credit Life AG.

Von den 15 größten Gesellschaften liegen sieben Firmen unter und acht über dem Branchenschnitt. Zur Spitzengruppe gehört neben Cosmos, Allianz und Debeka auch die R+V Lebensversicherung AG. Die höchsten Werte stehen für die Nürnberger Lebensversicherung AG und die Axa Lebensversicherung AG zu Buche (jeweils knapp 3,5 Prozent). Vergleichsweise hohe Quoten hatten mit über 3 Prozent auch die HDI Lebensversicherung AG und die Ergo Lebensversicherung AG.

Private Krankenversicherung

Teuer ist übrigens auch die private Krankenversicherung. Die Versicherer hatten im vergangenen Jahr im Schnitt einen Abschlusskostensatz von 6,4 Prozent der Beiträge zu verzeichnen, wie eine Übersicht der »Zeitschrift für Versicherungswesen« zeigt. Auf die niedrigste Quote kam die LKH mit 1,4 Prozent, während für die Ergo Direkt ein Wert von 18,2 Prozent ausgewiesen wird. Dabei sind die Kosten für den Vertrieb zuletzt nach Zahlen des Verbands der Privaten Krankenversicherung sogar zurückgegangen.