nd-aktuell.de / 09.02.2016 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Zentralbanker für Reform der Währungsunion

Weidmann und Villeroy de Galhau fordern Fiskalrat

Berlin. Die Notenbankpräsidenten Deutschlands und Frankreichs, Jens Weidmann und Francois Villeroy de Galhau, haben sich für eine umfassende Reform der Währungsunion ausgesprochen. Europa stehe angesichts hoher Defizite und wirtschaftlicher Ungleichgewichte »ganz eindeutig an einem Scheideweg«, schrieben beide in einem Beitrag für die »Süddeutsche Zeitung«, der am Montag erschien - einen Tag vor dem vierteljährlichen deutsch-französischen Finanz- und Wirtschaftsrat in Paris, bei dem sich Finanzminister und Staatssekretäre der beiden Länder treffen.

Weidmann und Villeroy de Galhau brachten als theoretische Möglichkeit auch die »Schaffung eines gemeinsamen Finanzministeriums für den Euroraum in Verbindung mit einem unabhängigen Fiskalrat« ins Spiel. »Sollten die Regierungen und Parlamente im Euroraum jedoch vor der politischen Dimension einer umfassenden Union zurückschrecken, dann bliebe nur noch ein gangbarer Weg übrig - ein dezentraler Ansatz auf der Grundlage von Eigenverantwortung mit strengeren Regeln.« Ähnlich hatte sich die Bundesbank auch in den Vorjahren positioniert.

In ihrem Beitrag plädieren Weidmann und Villeroy de Galhau dafür, dass die Euroländer »in erheblichem Maße Souveränität und Befugnisse auf die europäische Ebene übertragen, was wiederum eine größere demokratische Rechenschaftspflicht erfordern würde«. Eine stärkere Integration scheine »der naheliegende Weg, um das Vertrauen in den Euroraum wiederherzustellen«, hieß es weiter.

Eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums in Berlin sagte am Montag, ihr Haus habe sich »auch in der Vergangenheit schon für eine Debatte über die langfristige Integration der Eurozone einschließlich Änderung der EU-Verträge offen gezeigt«. Allerdings seien dafür »hohe Hürden« gesetzt. »Die parlamentarische Kontrolle muss gewährleistet werden«, so die Sprecherin weiter. Daher sei der Vorstoß eher im Rahmen einer »langfristigen Debatte« über die Vertiefung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion zu verstehen. dpa/nd