Auskunft über das wilde Leben

Im neuesten Jagdbericht erfährt man viel über das Verhältnis von Mensch und Natur

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 2 Min.
Immer mehr Wildtiere bevölkern 1,1 Millionen Hektar Waldflächen, Felder, Wiesen und selbst Städte und Dörfer. Die Jagdbehörden versuchen, einen Ausgleich zwischen Mensch und Tier hinzubekommen.

Ergeben die Wildbrücken, die sich hier und da in Brandenburgs über Autobahnen wölben, eigentlich Sinn? Der »jagdstatistische Teil« des am Donnerstag im Agrarministerium in Potsdam online gestellten Jagdberichts für 2014/2015 bejaht das. Mit Straßen hat der Mensch die Lebensräume der Wildtiere durchtrennt. Ein mehrmonatiges Video-Monitoring an den »Wildtierpassagen« an A 9, A 12 und A 13 zeigte nun jeweils Tausende Tiere aller erdenklichen Arten gemächlichen, nächtlichen Überqueren der Trassen. Neben Rot-, Dam-, Schwarz- und Rehwild, Fuchs und Hase, Waschbär und Hauskatze sah man auch »Überraschungsgäste« wie Wolf und Elch. Selbst mancher Storch und Kranich ließ sich bei der Nahrungssuche dort filmen. Die Zahl der Wildunfälle im Bereich der Brücken ist ganz erheblich zurückgegangen.

Der Bericht erfasst das Datenmaterial der Obersten Jagdbehörde und des Landesbetriebs Forst und präsentiert die Bilanz 2014/2015 und fasst auch das Jagdjahr 2013/2014 zusammen. Neben Angaben zur Landnutzung wird eine Übersicht zur Organisation des Jagdwesens gegeben und erklärt, wer im Land jagen darf. Auskunft über den Wildbestand gibt die vom Landesjagdverband ausgewertete »Jagdstrecke«. Wobei unter diesem Begriff nicht nur die durch Jäger »abgeschossenen« sondern auch die aus ungeklärter Ursache (Fallwild) und bei Unfällen verendeten Wildtiere erfasst sind. Für das vorige Jahr weist diese Statistik 163 962 Stück Schalenwild (jagdbare Huftiere) aus, darunter 69 401 Rehe und 70 857 Wildschweine. Auch für Nieder- und Raubwild und für Geflügel sind »Strecken« ausgewiesen.

Seit Jahren wachsen nach Angaben der Behörden aller Ebenen die Wildtierbestände in Brandenburg - Auskunft darüber geben vor allem die »Strecken«. Als Ursachen werden unter anderem die milde Witterung und das damit verbundene gute Nahrungsangebot angeführt, das selbst schwächeren Tieren das Überleben ermöglicht. Der hohe Wildbestand aber hat gravierende Auswirkungen auf die Land- und Forstwirtschaft. Felder und Wälder werden verwüstet. In den Forsten sind nachwachsende Bäume oft Ziel von Wildfraß - nahezu jeder zweite Jungbaum ist geschädigt. Wildfraß behindert so auch den Waldumbau, mit dem die Forsten an den Klimawandel angepasst werden. In der Agrarwirtschaft summierten sich alle Feldschäden (landwirtschaftlich-gärtnerischer Bereich) auf insgesamt 1,165 Millionen Euro.

Auch dort, wo Mensch und Tier einander direkt begegnen, geht es nicht immer glimpflich aus. Das belegt die Statistik der Wildunfälle: 9961 Stück Schalenwild starben im Vorjahr in Brandenburg bei 14 000 Verkehrsunfällen. Die meisten Menschen kamen mit dem Schrecken davon, einige aber wurden schwer verletzt.

Das Land Brandenburg meldete im vergangenen Jahr 12 500 Jagdscheininhaber. Zur Gesunderhaltung und Reduzierung des Wildbestandes werden sie stärker gefordert sein.

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