Das totale Spiel der Masken

Sergej Lebedew: »Menschen im August« zeigt Russland nach dem Ende der UdSSR

  • Irmtraud Gutschke
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Irgendwo bei Tichwin (216 Kilometer östlich von Sankt Petersburg) hatte ein Kleinbus mit Agitationsmaterial mehrere Autos gerammt und sich überschlagen. Über hundert Meter war die Chaussee von Jelzin-Plakaten übersät, und da ein starker Seitenwind blies, flatterten sie aufs Feld, hingen in den Bäumen. »Tausende von Jelzin-Gesichtern, faltig oder geglättet, stiegen in den Himmel auf.« Der Fahrer eines Wolgas, den der Kleinbus, bevor er einen Lastwagen streifte, seitlich gerammt hatte, »wischte sich Blut vom Gesicht, besah einen zerbeulten Kühlschrank, der vom Autodach gefallen war, ging weiter und spuckte in jedes Jelzin-Gesicht auf jedem Plakat, die Spucke war ihm bereits ausgegangen, er strengte sich an und spuckte nach einem Räuspern erneut.« - Kann man solche Szenen erfinden? In diesem Roman gibt es viele dieser Art. Sergej Lebedew hat die Gabe zu Situationsbeschreibungen, die in Erinnerung bleiben. Und ein wenig geht es ihm womögli...


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