nd-aktuell.de / 01.03.2016 / Berlin / Seite 11

Grüne fordern nachhaltige Unterkünfte

Wohnraum für Flüchtlinge auf den Dächern Berlins

Maria Jordan

Die Grünen schlagen ein eigenes Konzept zur langfristigen Unterbringung von Geflüchteten vor. Es soll nachhaltig, kostengünstig und lebenswert sein.

Die bisher von Senat und Koalition geplanten Modulbauten reichten nur für die aktuell in Notunterkünften untergebrachten Flüchtlinge, nicht aber für diejenigen, die noch kommen werden. »Wir müssen 2016 mit mehreren Zehntausenden Neuankömmlingen rechnen«, sagte Fraktionschefin Antje Kapek. Sie kritisierte die vom Senat geplanten Standorte für Massenunterkünfte mit mindestens 500 Plätzen und fordert kleinere, dezentrale Unterkünfte für 50 bis maximal 200 Personen, um den Druck auf die Notunterkünfte zu verringern. Außerdem verlangt Kapek klare Kriterien und mehr Transparenz bei der Auswahl der Standorte. Sie bezeichnete diese in den Plänen des Senats als »kaum nachvollziehbar«.

Zu den geforderten Kriterien zählen neben Verkehrsanbindung und Grünflächen die soziale Infrastruktur, auch im Hinblick auf die Sicherheit der Bewohner. So hält Kapek Standorte wie die Zossener Straße oder die Albert-Kuntz-Straße - beide in Marzahn-Hellersdorf - für problematisch, da sich diese in unmittelbarer Nähe zu NPD-Hochburgen befänden. Daher sollen die Bezirke die Möglichkeit haben, vom Senat gewählte Standorte auszutauschen, sofern diese den Kriterien entsprechen.

Als Alternative zu den vom Senat geplanten Bauten aus Betonfertigteilen schlagen die Grünen Holzmodulbauten vor, die unter anderem auf Dächern von Plattenbauten Platz finden sollen. »Wir halten Container für keine gute Lösung«, so Kapek. Die Holzbauten seien nicht nur nachhaltiger, sondern auch kostengünstiger und schneller zu realisieren. In Berlin gibt es nach ihren Angaben über 100 000 Dächer, die für solche Holzmodule nutzbar wären.

Die Modulbauten sollen langfristig jedoch nicht nur als Flüchtlingsunterkünfte dienen: »Holzmodulbauten werden so flexibel gebaut, dass wir sie auch für andere bedürftige Gruppen nutzen können«, erklärte Kapek. In den nächsten Jahrzehnten sollen die Gemeinschaftsunterkünfte zu normalem Wohnraum werden, beispielsweise für Studenten. Kapek erhofft sich jedoch mehr Unterstützung vom Senat: »Man ist dort nicht unaufgeschlossen, aber es wird eben auch nicht gefördert.«