nd-aktuell.de / 10.03.2016 / Politik / Seite 14

Konservative Aufregung über Bildungsplan

Rot-Rot-Grün in Thüringen stellt ihr Vorhaben vor

Erfurt. Bildungsministerin Birgit Klaubert (LINKE) sieht Inhalte des neuen Thüringer Bildungsplans nicht in Stein gemeißelt. »Er wird nicht zur Pflichtlektüre«, sagte die Ministerin am Mittwoch in Erfurt bei der Vorstellung des gut 370 Seiten starken Werkes. Auch solle er den Lehrplan an den Schulen nicht ersetzen. Der Bildungsplan ist eine Art Richtlinie für das, was in den Schulen und Kindergärten Thüringens behandelt werden soll. Bislang gab es einen solchen Leitfaden nur für Kinder bis zehn Jahren. Er ist nun für Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr fortgeschrieben worden.

Den Bildungsplan hatte zuletzt die Opposition im Landtag kritisiert. CDU und AfD behaupten, dass Kinder in den Schulen zu früh mit dem Thema Sexualität konfrontiert werden. Das Kapitel »Physische und psychische Gesundheitsbildung« beschäftigt sich mit der Sexualität von Kindern und Jugendlichen. Darin heißt es zur Aufgabe von Pädagogen und Erwachsenen: »Sie vermitteln Toleranz gegenüber unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und thematisieren Sexualnormen und -praktiken«.

Nach Ansicht von Klaubert trägt der Bildungsplan »zur Enttabuisierung« bei. Dinge wie Sexualität sollten so angesehen werden, wie sie seien, unterstrich sie. Kinder bräuchten Hilfe, Dinge einzuordnen, erklärte Psychologin Bärbel Kracke von der Universität Jena. Sie leitet das Konsortium, das den Bildungsplan erstellt hat. »Erzieher sind gut beraten, angemessene Begriffe zu finden.«

Der CDU-Bildungsexperte Christian Tischner hält die Regelungen zur Sexualerziehung für überzogen. »Diese Fragen sollten grundsätzlich in Abstimmung mit den Eltern behandelt werden. Denn viele Eltern sehen eine zu frühe Sexualisierung ihrer Kinder mit Sorge«, sagte er.

Der Bildungsplan soll bis Ende 2017 unter anderem mit Lehrern, Schulleitern, Schulträgern und Mitarbeitern der Jugendsozialarbeit diskutiert werden. Die Erkenntnisse daraus können laut Bildungsministerium Eingang in den Leitfaden finden. dpa/nd