nd-aktuell.de / 15.11.2006 / Brandenburg
Eine der letzten Kriegsruinen verschwindet
Gestern war Baubeginn für den Ostflügel des Museum für Naturkunde
(ND). Eine der letzten großen Kriegsruinen Berlins wird endlich verschwinden: Der Wiederaufbau des Ostflügels des Museums für Naturkunde in der Invalidenstraße in Mitte wurde gestern mit einem feierlichen Akt begonnen. Auch die Sanierung und Modernisierung der nördlich und südlich angrenzenden Gebäudeteile, der so genannten Kopfbauten, wird nun, mehr als 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in Angriff genommen.
Das Naturkundemuseum - es ist Mitte und letzter Bauteil eines dreiteiligen Ensembles des Architekten August Tiede - entstand 1885 bis 1889 einschließlich des Ostflügels als vierteiliger Bau. Am 3. Februar 1945 schlug eine Bombe im 2. Obergeschoss des Ostflügels durch einen Saal der Insektensammlung, traf die Bücherei und stürzte in den »Anatomischen Saal« im Erdgeschoss. Die Stützpfeiler wurden weggerissen, so dass der Ostflügel bis in den Keller zusammenfiel.
»Berlin ist eine Stadt der Chancen und hier werden sie umgesetzt«, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). »Bei aller Finanzknappheit wird in die Wissenschaft investiert.« Der Bauabschnitt soll insgesamt 30 Millionen Euro kosten.
In die neuerbauten Räume sollen die in über 257 000 Glasgefäßen in Alkohol konservierten zoologischen Sammlungen sowie ein Präparatorium einziehen, teilte das Museum mit. Bislang würden die Alkoholsammlungen unter Bedingungen gelagert, die für die Erhaltung der Objekte und auch unter Gesichtspunkten des Brandschutzes besonders problematisch seien. Hinzu komme, dass stets neues Sammlungsmaterial aufgenommen werden muss, um als Archive der Natur und Grundlage für weitere Forschungen dienen zu können. Für diesen zunehmenden Bedarf soll im Ostflügel Raum geschaffen werden.
Nach einem Architektenwettbewerb im Jahr 1995 wurde ein erstes Kernprojekt festgelegt und in zwei Bauabschnitte gegliedert, mit dem ersten wird nun begonnen. Mit minimalen Eingriffen in die Substanz des Baudenkmals sollen die Funktionen des Gebäudes neu geordnet, Logistik und Infrastruktur verbessert werden.
Eine von der Senatsverwaltung für Kultur und Wissenschaft beauftragte Expertengruppe schätzte die Kosten für die gesamte Sanierung des Naturkundemuseums, das zur Humboldt-Universität gehört, auf 128 Millionen Euro. Die Mittel werden unter anderem mit Hilfe der Europäischen Union und der Deutschen Klassenlotterie Berlin aufgebracht.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/100469.eine-der-letzten-kriegsruinen-verschwindet.html