nd-aktuell.de / 22.03.2016 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 3

Sauberes Wasser - Ziele und Realität

UNO: Kostbares Nass sorgt für Jobs und Entwicklung

Kurt Stenger

Im Jahr 1992 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 22. März zum Weltwassertag erklärt. Mitgliedsstaaten sollen diesen Tag zur Einführung von Empfehlungen nutzen und konkrete Aktionen fördern. Denn sauberes Trinkwasser ist vielerorts knapp - mit Veranstaltungen und Publikationen weisen supranationale, staatliche und nichtstaatliche Organisationen an diesem Tag auf die Problematik hin.

Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Deshalb lautet ein Kernpunkt der Ziele nachhaltiger Entwicklung, die die Vereinten Nationen im Jahr 2015 verabschiedeten: »Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten«. Bei den vorausgegangenen Millenniumszielen ging es darum, die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser bis 2015 zu halbieren. Vollzug vermeldete die UNO bereits im März 2012. Allerdings leben aktuell noch immer über 780 Millionen Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser. Und jährlich sterben etwa 3,5 Millionen Menschen an den Folgen schlechter Wasserversorgung.

2016 steht der Weltwassertag unter dem Motto »Wasser und Arbeitsplätze«. »Heute arbeitet fast die Hälfte der Arbeiter weltweit - 1,5 Milliarden - in Sektoren, die einen direkten Bezug zum Wasser haben«, erklärte der Generalsekretär der UN-Arbeitsorganisation ILO, Guy Ryder. »Fast alle Arbeitsplätze hängen vom Wasser und dessen sicherer Lieferung ab.« Wasser schaffe Jobs, verbessere die Arbeitsbedingungen und sei Voraussetzung für Entwicklung und Wirtschaftswachstum.

Naturschützer warnen aber auch vor einem umgekehrten Zusammenhang: Die Industrialisierung schadet den globalen Wasserökosystemen. »In den vergangenen 100 Jahren sind weltweit über 50 Prozent der Flusssysteme, Moore und Seen verschwunden«, wie die Umweltstiftung WWF vermeldet. »Eine wachsende Bevölkerung, steigender Konsum und der Klimawandel werden die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser weiter verschlechtern.«

»Für die Wasserkrise verantwortlich und zugleich von ihr betroffen sind wichtige deutsche Wirtschaftssektoren«, so WWF-Experte Philipp Wagnitz. So bezog die deutsche Wirtschaft aus dem wasserintensiven südafrikanischen Bergbausektor 2015 rund 6,5 Millionen Tonnen Steinkohle, Metalle und Erze im Wert von rund 1,9 Milliarden Euro. Im wasserarmen Pakistan hinterlässt Deutschland durch den Import von Baumwolle und Textilien jährlich einen Wasser-Fußabdruck in Höhe von 5,46 Kubikkilometern, was beinahe dem doppelten Volumen des Starnberger Sees entspricht. Und in Spanien droht sich »Europas Gemüsegarten« Almeria durch teils illegale Bewässerung selbst auszutrocknen - die Bundesrepublik bezog von dort allein 2015 knapp 180 000 Tonnen Tomaten.