nd-aktuell.de / 24.03.2016 / Berlin / Seite 11

Erfolg gegen organisierte Taschendiebe

Gerichtsverfahren ist für den Herbst angesetzt

Eine Bande von Taschendieben muss sich wohl im Herbst vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach Informationen des »rbb« derzeit gegen eine rumänische Bande samt Hintermännern. Es soll sich dabei um das größte Verfahren gegen den organisierten Taschendiebstahl in Europa handeln. Laut »rbb« geht es um 79 Menschen aus der ostrumänischen Stadt Iasi, die zur Volksgruppe der Roma gehören. Neu in dem Prozess ist, dass es den Ermittlern gelang, an die Hintermänner zu kommen, die die Banden der oft minderjährigen Taschendiebe in ganz Europa steuern. Sieben Männer und Frauen werden in Berlin angeklagt, von denen bereits fünf in Untersuchungshaft sitzen. Zwei werden noch gesucht.

Die mutmaßlichen Hintermänner wurden in Rumänien und europäischen Großstädten in weiteren Ländern festgenommen. Auf ihre Spur sollen die deutschen Fahnder zum Teil durch Telefonüberwachungen gekommen sein. Die Kripo ermittelte auch in Rumänien und anderen Ländern und konnte internationale Haftbefehle ausstellen lassen. Die Bande war laut »rbb« in mindestens sechs europäischen Ländern aktiv, darunter in Frankreich und Spanien. Die meisten der Diebe sind Kinder- und Jugendliche, die von der Bundespolizei im zweiten Halbjahr 2013 nach Taten in den Berliner S- und U-Bahnhöfen festgenommen wurden.

Die Ermittlungen führte Dirk Eckert, Staatsanwalt für organisierte Kriminalität in Berlin. Er sagte dem »rbb«, dass die besondere Tragik des Verfahrens darin liege, dass die Eltern ihre eigenen Kinder zum Stehlen zwangen und für die Taten nach Deutschland schickten. »Die Familien betreiben den Taschendiebstahl wie eine Firma. Wir wollten erstmals versuchen, nicht nur die Taschendiebe einer Verurteilung zuzuführen, sondern an die Hintermänner heranzukommen.«

Die Zahl der Taschendiebstähle in Berlin hat sich seit 2013 mehr als verdoppelt, alleine 2015 wurden 40 000 Fälle angezeigt. Die Dunkelziffer liegt noch weit darüber. Die meisten Taten werden laut Landeskriminalamt von Tätern aus Rumänien und Nordafrika verübt. Oft haben sie keine andere Möglichkeit, um Geld zu verdienen. dpa/nd