Barenboims Wunder im zweiten Versuch

Jürgen Flimm inszenierte Christoph Willibald Glucks »Orfeo ed Euridice« in der Staatsoper im Schillertheater - als Seifenoper

  • Irene Constantin
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

In einer wichtigen linksintellektuellen Kulturpublikation des 20. Jahrhunderts, dem Wochenblättchen »Weltbühne«, war es Usus, dass Theaterrezensenten niemals Premieren besprachen. Keine schlechte Idee, wie sich bei »Orfeo ed Euridice« wieder einmal zeigte. Nach der Premiere war der Staatskapelle unter Daniel Barenboim klangliche Steifheit nachgesagt worden; nichts mehr davon in der von mir besuchten zweiten Vorstellung. Die Musiker hatten sich eingestellt auf den Sound des 18. Jahrhunderts; für sie ein ungewohntes Metier. Luftig und akzentuiert - schöner trockener Paukenklang - überraschte schon die Ouvertüre.

Keiner kannte Daniel Barenboim bisher als stilkundigen Meister des Gluck’schen Reformklangs zwischen Barockmusik und Klassik. Die Streicher musizierten weitgehend vibratolos, trotzdem biegsam und plastisch, die Bläser hatten sich dem schlanken Klang wunderbar angepasst. Die melodieseligen Stellen, man kennt sie ja: »Reigen selige...


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