Athen. Drei Wochen nach dem sogenannten Flüchtlingspakt der EU mit der Regierung in Ankara sind am Freitag erneut Flüchtlinge und Migranten von Griechenland aus in die Türkei abgeschoben worden. Die von der gleichnamigen Insel kommende Fähre »Lesbos« legte am Freitagmorgen in der westtürkischen Hafenstadt Dikili an, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Nach griechischen Polizeiangaben waren 45 Migranten aus Pakistan auf dem Schiff.
Die Männer hatten nach Angaben der europäischen Grenzschutzagentur Frontex keinen Asylantrag in Griechenland gestellt. Aus dem Hafen von Lesbos lief am Freitag ein zweites Schiff mit Migranten in Richtung Türkei aus. An Bord sollen nach einem Bericht des griechischen Staatsfernsehens 79 Menschen sein. Diese wurden zuvor mit einer Fähre von den Ägäis-Inseln Samos und Kos abgeholt.
Die Abschiebungen im Rahmen des umstrittenen Flüchtlingspakts mit der Türkei hatten am Montag begonnen, waren dann aber bis Freitag unterbrochen worden. Am Montag waren 202 Migranten vor allem aus Südasien in die Türkei zurückgeschickt worden.
Nach dem Abkommen sollen alle Migranten, die seit dem 20. März illegal in Griechenland eingereist sind, in die Türkei zurückgeführt werden. Ausgenommen sind nur Asylsuchende, die nachweisen können, dass sie in der Türkei verfolgt werden. Für jeden abgeschobenen syrischen Bürgerkriegsflüchtling nimmt die EU einen syrischen Flüchtling auf, der legal und direkt einreisen darf.
Trotz eines hohen Abschiebungsrisikos kommen weiterhin Flüchtlinge und andere Migranten von der Türkei nach Griechenland. Allerdings sind die Zahlen im Vergleich zum Vormonat stark zurückgegangen. Innerhalb von 24 Stunden hätten 149 Migranten auf griechische Ägäis-Inseln übergesetzt, teilte der Krisenstab am Freitag in Athen mit.
Zum Vergleich: Im Vormonat kamen nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerkes (UNHCR) täglich mehr als 900 Migranten aus der Türkei nach Griechenland. Am Donnerstag hatten 76, am Mittwoch 68 und am Dienstag 225 Asylsuchende auf griechische Ägäis-Inseln übergesetzt. dpa/nd