nd-aktuell.de / 14.04.2016 / Kultur / Seite 14

Erika Rabau - Der Puck der Berlinale

Christin Odoj

Die Kamera, wie ein Körperteil mit ihr verwachsen. Nie sah man sie ohne den Canon-Apparat, die Lederklamotten und den abgewetzten schwarzen Rucksack, den sie immer hinter sich herzog wie ein in die Jahre gekommenes Haustier. Erika Rabau war über 40 Jahre lang die offizielle Festivalfotografin der Berlinale.

Die ordinären Knipser, gequetscht hinter der Absperrung, diese eingepferchte Horde Jäger und Sammler, warten, drängeln, wackeln, wenn sich die Türen der schwarzen Limousinen öffnen, Rabau aber hatte immer ihren Platz direkt auf dem roten Teppich, stand im Blitzlichtgewitter öfter mal im Bild der nervösen Kollegen rum. Das machte ihr nichts. Berlinale-Gründer Alfred Bauer ernannte sie 1972 zur offiziellen Festivalfotografin. Im Februar 2016 fehlte sie das erste und einzige Mal. Sie war krank.

Rabau, ein Nachtmensch, nannte sich selbst den »Superfan der Berlinale«. Das Festival war für sie »alles«. Im Jahr 2008 erschien der Bildband »Stars - Die Gesichter der Berlinale«. Rund eine Million Negative sollen bei ihr zu Hause lagern. Sie kannte sie alle, von Götz George, der sich noch nie gerne fotografieren ließ, wie sie sagte, bis zu Robert de Niro, den sie mal für eine Fotoserie auf den tief verschneiten Ku’damm lotste. »Der hat brav wie ein Lamm alles gemacht, was ich gesagt habe.«

»Erika Rabaus Berlinale-Fotos sind Dokumente unvergesslicher Festivalmomente. Erika wird uns fehlen, ihre unverwechselbare Energie und ihr Temperament ebenso wie ihre Eigenwilligkeit auf dem roten Teppich«, sagte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick, der ihr mal einen bunt gestreiften Schal schenkte, den sie fortan auf jedem Festival trug. Der Komponist Friedrich Hollaender verglich sie einmal mit Puck aus Shakespeares »Sommernachtstraum«, Hofnarr eines Elfenkönigs. »Überall, wo ich auftauche, bist du schon da«, soll Hollaender zu ihr gesagt haben.

Anfang der 60er Jahre kam die gebürtige Danzigerin nach Berlin. Die drei Mal, die sie vorher in der Stadt gewesen war, war ihr alles zu klein, zu »eng-kariert«, wie sie sagte. Im Nachhinein eine Ungerechtigkeit. In London und Paris ist sie gewesen. »Berlin aber ist das Größte«, so Rabau.

2004 erhielt sie für ihre Verdienste am roten Teppich selbst eine Berlinale-Kamera. 2008 entstand eine Dokumentation über sie: »Erika Rabau - Der Puck von Berlin« (Regie: Samson Vicent). Der Film lief auch im Festival-Programm. Sie spielte kleinere Rollen in Filmen von Regiegrößen wie Rainer Werner Fassbinder, Lothar Lambert und Wim Wenders.

Wie alt Erika Rabau geworden ist, bleibt ihr Geheimnis, sie hat ihr Alter nie verraten. Bereits am Sonntag ist Rabau in ihrer Lieblingsstadt Berlin gestorben. Mit Agenturen