nd-aktuell.de / 17.04.2016 / Politik

Bundesanwaltschaft hält NSU-Verhöre geheim

Protokolle von Vernehmungen zu V-Mann Marschner seit drei Jahren unter Verschluss / Rechter Bauunternehmer soll Verbindungen zum Ku-Klux-Klan gehabt haben

Stuttgart. Zwischen dem rechtsterroristischen NSU und dem Geheimbund Ku-Klux-Klan (KKK) im Südwesten hat es nach Angaben des CDU-Innenexperten Clemens Binninger indirekt eine Verbindung gegeben. Der zeitweilige V-Mann Ralf Marschner, der vorübergehend die mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos und Beate Zschäpe beschäftigt haben soll, habe auch Kontakte zum Gründer des KKK-Ablegers im Südwesten gehabt, sagte Binninger dem »Reutlinger Generalanzeiger« (Dienstag). Beide hätten sich gut gekannt - und beide hätten auf der Gehaltsliste des Verfassungsschutzes gestanden.

Ob der Bundesverfassungsschutz damit Informationen über den NSU erhielt, sei aber offen. Binninger leitet den zweiten Untersuchungsausschuss zum »Nationalsozialistischen Untergrund« (NSU) im Bundestag. Nach jüngsten Hinweisen sollen Mundlos und Zschäpe während ihrer Zeit im Untergrund in Firmen gearbeitet haben, die von Marschner betrieben wurden. Der Neonazi war unter dem Tarnnamen »Primus« als Informant für den Bundesverfassungsschutz tätig.

Wie die »Welt«[1] am Sonntag berichtete, soll die Bundesanwaltschaft offenbar Ermittlungsergebnisse zu V-Mann Marschner zurückhalten. So geht es dabei unter anderem um die Aussage eines früheren Mitarbeiters der »Marschner Bau-Service«, der nicht nur Uwe Mundlos, sondern auch Uwe Böhnhardt auf den Baustellen gesehen haben will. Als dem Zeugen eine Lichtbildvorlage Böhnhardts vorgelegt wurde, soll dieser sich »zu 50 Prozent sicher gewesen« sein. Überprüfen lässt sich das Verhör nicht, ebenso wie die Aussagen von 15 weiteren ehemaligen Marschner-Mitarbeitern. Die Bundesanwaltschaft hält die Protokolle seit drei Jahren unter Verschluss.

Dem NSU werden zwischen den Jahren 2000 und 2007 zehn Morde zur Last gelegt - an neun türkisch- und griechischstämmigen Männern und an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn. Agenturen/nd

Links:

  1. http://www.welt.de/print/wams/politik/article154429186/Black-Box-NSU.html