nd-aktuell.de / 20.04.2016 / Politik

Einsiedel: Brandanschlag auf Asylunterkunft

Unbekannte werfen Brandsätze auf Flüchtlingsheim im Chemnitzer Stadtteil / Wachdienst kann Feuer löschen / Erstaufnahmeeinrichtung wiederholtes Ziel von Attacken

Einsiedel machte schon vor Bezug der Asylunterkunft in dem ehemaligen Pionierlager durch fremdenfeindliche Proteste von sich Reden. Nun warfen Unbekannte Brandsätze auf das Gelände der Unterkunft.

Chemnitz. Die Flüchtlingsunterkunft im Chemnitzer Stadtteil Einsiedel ist erneut attackiert worden. Unbekannte haben einen Brandanschlag auf die in DDR-Zeiten als Pionierlager genutzte Anlage verübt. Wie das für Extremismus zuständige Operative Abwehrzentrum (OAZ) in Leipzig mitteilte, wurden drei Brandsätze geworfen. Die brennenden Behälter seien drei bis vier Meter vor einem der Gebäude auf einer Rasenfläche gelandet, sagte eine OAZ-Sprecherin. Ein Mitarbeiter des Wachdienstes habe die Flammen gelöscht. Menschen seien nicht verletzt worden. Auch am Gebäude sei kein Schaden entstanden.

Das Deutsche Rote Kreuz - Betreiber der Einrichtung - verurteilte den Anschlag aufs Schärfste. »Ich bin entsetzt und zutiefst bestürzt über diese verabscheuungswürdige Tat«, sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters. »Durch diese verantwortungslose Tat wurde bewusst das Leben von Flüchtlingen und Helfern aufs Spiel gesetzt«, meinte Seiters.

Laut OAZ hatten die Täter die Brandsätze gegen 22.15 Uhr vom Waldrand aus auf das Unterkunftsgelände geworfen. Trotz sofort eingeleiteter Fahndung, bei der auch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera und ein Fährtenhund zum Einsatz gekommen seien, hätten sie zunächst entkommen können. Am Mitwoch liefen die Ermittlungen weiter auf Hochtouren.

In Einsiedel ist es vor und nach Bezug der Flüchtlingsunterkunft immer wieder zu Protesten gekommen. Zuletzt waren Ende Februar Menschen mit Bengalos vor die Asylunterkunft in dem Chemnitzer Stadtteil gezogen.

In der Erstaufnahmeeinrichtung in Einsiedel leben fast ausschließlich Familien. Unter den 95 Bewohnern seien 27 Kinder unter zwölf Jahren, sagte Seiters. Noch nie habe es dort Probleme mit den Flüchtlingen gegeben. »Wir hoffen, dass die Behörden den oder die Täter rasch ausfindig machen und zur Verantwortung ziehen.«

»Sachsen bleibt ein lebensgefährliches Land für Geflüchtete«, konstatierte die Asyl-Expertin der Grünen-Landtagsfraktion, Petra Zais. Die Täter hätten den Tod von Menschen in Kauf genommen. Sie forderte, dem Schutz der Unterkünfte oberste Priorität einzuräumen. Agenturen/nd