nd-aktuell.de / 26.04.2016 / Sport / Seite 19

Wolfsburg darf schon vom Finale träumen

Frankfurterinnen resignieren nach dem 0:4 im Halbfinale der Champions League

Jana Lange, Wolfsburg

Nach einer der bittersten Niederlagen der Vereinsgeschichte stapften die Spielerinnen des 1. FFC Frankfurt wütend, wortlos und mit finsteren Mienen durch die Gänge des Wolfsburger Stadions. Nach Interviews war den Titelverteidigerinnen nach dem desolaten 0:4 (0:3) im Halbfinalhinspiel der Champions League absolut gar nicht zumute.

Siegfried Dietrich stellte sich. Frankfurts Manager rang nach Worten, sprach von einer »enttäuschenden ersten Hälfte« des viermaligen Europapokalsiegers und konstatierte: »An das Wunder von Frankfurt kann man selbst als Optimist fast nicht glauben. Ein kleines Fünkchen Hoffnung gibt es immer, aber das ist nicht realistisch.« Zumal der VfL Wolfsburg noch höher hätte gewinnen können. Isabel Kerschowski (7.), Alexandra Popp (28.), Babett Peter (42.) und Ramona Bachmann (58.) münzten die erdrückende Dominanz in ein überaus komfortables Polster für das Rückspiel am Sonntag in Frankfurt am Main um. »Wenn man 4:0 gewinnt und sagt, dass man zu wenige Tore gemacht hat, sagt das schon einiges«, schwärmte Wolfsburgs Trainer Ralf Kellermann.

»Ein Träumchen« nannte Popp die Gala vor 3007 Zuschauern, Kellermann gratulierte seinem Team zur »besten Leistung der Saison« - gegen einen taktisch wie spielerisch unterlegenen Gegner. »Wir sind über das Ergebnis sehr enttäuscht, aber noch mehr über die eigene Leistung«, sagte FFC-Trainer Matt Ross: »Wir hatten einen Plan, aber nach 15 Minuten war klar, dass die Qualität und das Passspiel von Wolfsburg sehr schwer zu kontern sind.«

Die Aussichten des FFC als reiner Frauenfußballverein im Kampf mit den Filialen großer Männerklubs erscheinen düster. Als Bundesliga-Dritter mit vier Punkten Rückstand auf Wolfsburg wird Frankfurt das Ticket für die nächste Königsklassensaison wohl verpassen - nur der erneute Gewinn des Henkelpotts würde den früheren deutschen Serienmeister auf der internationalen Bühne mit all ihrer Strahlkraft für Spielerinnen und Sponsoren halten.

Dass das von Dietrich erwähnte Wunder im Stadion am Brentanobad noch gelingt, daran mochte Ross nicht glauben: »Wir spielen im Rückspiel für unsere Fans und auf Sieg, aber das Finale zu erreichen, wird sehr schwierig.« Wolfsburgs Nationalstürmerin Popp mahnte aber: »Wenn wir vier Tore in 90 Minuten schießen können, kann Frankfurt das auch.«

Der zweite Finalist für das Endspiel am 26. Mai in Reggio Emilia ist so gut wie fix. Olympique Lyon mit Nationalspielerin Pauline Bremer fertigte im Hinspiel Paris Saint-Germain mit Anja Mittag 7:0 (5:0) ab. Das Ergebnis ließ auch den zweimaligen Champions-League-Sieger Wolfsburg aufhorchen. »PSG war letztes Jahr im Finale. Dass die so abgeschlachtet werden, das war mal eine Ansage«, sagte Popp. SID/nd