• Spektakuläre Funde

Silberschale

  • Ronald Sprafke
  • Lesedauer: 2 Min.
Aufregung gab es im Auktionshaus Christie's zu Monatsbeginn nicht nur wegen Picasso, Kirchner und Klimt. In London stand am 9. November eine byzantinische Silberschale zur Versteigerung. Im Innern des wahrscheinlich in Konstantinopel im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts gearbeiteten Gefäßes ist eine Jagdszene eingraviert. Das Stück kann in enge Beziehung mit 13 weiteren Schalen gebracht werden, die sich heute in mehreren griechischen Museen und Privatsammlungen in Paris und London befinden. Sie wurden angeblich 1903 nahe der bulgarischen Stadt Pasardshik gefunden. Das Auktionshaus erklärte, auch seine Schale sei 1903 gefunden, von einem englischen Geschäftsmann gekauft und später nach England gebracht worden. Dort sei sie durch die Hände mehrerer Händler gegangen, bis sie schließlich 1997/98 von der Stanford Place Collection Oxford erworben wurde, dem jetzigen Anbieter. Bulgarische Experten schlugen wenige Tage vor der Auktion Alarm. Sie wollen in der Schale ein Fundstück wiedererkannt haben, das von Schatzräubern unweit von Pasardshik ausgegraben und illegal ins Ausland geschmuggelt worden ist - im Jahre 1999! Der bulgarische Kulturminister Danailov wandte sich an Christie's. Bis zur zweifelsfreien Klärung der Herkunft des Stückes sollte die Versteigerung gestoppt werden. Auch ein englisches Gericht verbot den Verkauf des Streitobjektes. Dessen ungeachtet entschied sich Christie's, die Auktion durchzuziehen. Die Schale sollte immerhin 300 000 bis 500 000 britische Pfund (rund 450 000 bis 750 000 Euro) erbringen. Doch es kam anders. Zunächst hat man wegen des Streites mit einer Preissteigerung gerechnet. Die Auktion begann bei 180 000 Pfund - und stockte alsbald, da niemand mehr mitbieten wollte. Das Los wurde zurückgezogen. Inzwischen tauchte auch der »Schatzgräber« auf. Er habe die Schale 1999 gefunden und sei beim Verkauf mit 30 000 gefälschten DM betrogen worden. Die umkämpfte Silberschale ist jetzt erst einmal wieder in die Oxforder Sammlung zurückgekehrt. Experten müssen nun Fundjahr und -umstände klären.
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