Folgen von Thorpes Rückzug

«Mit dem Rücktritt des fünffachen Olympiasiegers und zehnfachen Weltmeisters Ian Thorpe hat der internationale Schwimmsport einen der größten Athleten aller Zeiten verloren.« Dieser vom Meinungsmacher-Chor vielstimmig vorgetragene Ausspruch stimmt. Der erst 24-jährige Überflieger hatte noch eine gigantische Karriere als Gelddruckmaschine vor sich. Seine Verträge laufen schließlich bis 2012. Wer aber wird jetzt noch Pyjamas, Aschenbecher, Badehosen oder Sonnenbrillen der Marke Thorpe kaufen? Wen würde es jetzt noch interessieren, wenn ein vom Schmuddel-TV engagiertes Partygirl ihn in die Besenkammer drängte und ihm ein Kind unterjubelte? Vielleicht hätten Merkel und Müntefering dem Star eine Greencard oder die Staatsbürgerschaft angeboten, damit er in Peking 2008 unseren Medaillenspiegel saniert. Vielleicht hätte Roland Koch ihn vor der nächsten Wahl zum Sportminister ernannt, Sat.1 eine Koch-Sendung nach Thorpe benannt und Horst Köhler ihm präventiv das Bundesverdienstkreuz verliehen. Möglicherweise aber hätte das im Zeitalter der Globalisierung nicht gereicht. So hätte er vermutlich für seine - von Dieter Bohlen geschriebene - Autobiografie den Friedenpreis des deutschen Buchhandels erhalten. Daraus wird jetzt nichts. Thorpe hatte bei derlei Presserummel und Verwertungsphantasien zuletzt Angstgefühle. Nun trauern die Paparazzis den Investitionen für Teleobjektive, Richtmikrofone und Nachbarnbestechung nach, die Partyluder ziehen ihre Vaterschaftsklagen zurück, und die Primatenmedien bleiben auf ihren Sportler-Grufties wie Axel Schulz und Henry Maske sitzen. Wenn dann auch noch die reaktivierte Skandalnudel Christoph Daum weder den erhofften Kokainhandel aufzieht noch nach einer wilden Disconacht im Suff Fahrerflucht begeht und das Eisschnelllaufduo mit Pechstein und Friesinger das 35. »Zicken«-Duell verweiger...