Schalker Stürmer hat seine Krise überwunden

1. Bundesliga: Schweigender Kevin Kuranyi lässt wieder Tore für sich sprechen

  • Thomas Lipinski
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Als Kevin Kuranyi sich zum letzten Mal äußerte, war er tief enttäuscht und frustriert. »Es ist eine Katastrophe«, sagte der Fußball-Nationalspieler vor drei Wochen, als er, von der harschen Kritik und den ständigen Pfiffen zermürbt, bei Schalke 04 einen neuen Tiefpunkt erreicht hatte. Mittlerweile ist viel passiert. Der Stürmer hat mit drei Toren in zwei Spielen - den ersten seit Ende September - und deutlich ansteigender Leistung seine sportliche Krise beendet und wesentlichen Anteil daran, dass Schalke erstmals seit 20 Monaten wieder an der Tabellenspitze der Bundesliga steht. Doch wie er sich jetzt fühlt, lässt sich nur erahnen. Weil die königsblauen Fußball-Millionäre wegen angeblich zu kritischer Berichterstattung auch vor dem kleinen Revierderby am Freitagabend gegen den VfL Bochum weiter beleidigt schwiegen, konnte Kuranyi seine Erleichterung bislang nicht zum Ausdruck bringen. Stattdessen lässt er Taten sprechen. Beim 4:0 gegen den FSV Mainz 05 beendete er mit einem Doppelpack seine Durststrecke von acht Pflichtspielen ohne Tor. Beim 4:2 bei Energie Cottbus ließ er Saisontreffer Nummer fünf folgen und steuerte zudem zwei Torvorlagen bei. Plötzlich ist Kuranyi, den viele zuvor schon als sieben Millionen Euro teuren Fehleinkauf abgestempelt hatten, auch bei den Fans wieder beliebt. »Kuranyi wird Deutschland bei der EM 2008 zum Titel schießen«, prophezeite ein Anhänger im Schalker Internet-Forum und gab damit stellvertretend die positive Stimmung der zuvor eher kritischen Fans wieder. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Nach dem überraschenden WM-Aus muss der Ex-Stuttgarter erst einmal in die Nationalmannschaft zurückkehren. »Kevin gehört weiter zu unserem erweiterten Kader. Wenn er wieder konstant seine Leistung bringt, wird er bald wieder dabei sein«, hat Bundestrainer Joachim Löw dem 24-Jährigen Mut gemacht. Zum Abschluss des WM-Jahres auf Zypern (1:1) hatte der Nachfolger von Jürgen Klinsmann den Schalker noch nicht berücksichtigt, die Leistungssteigerung mit den drei Toren kam zu spät. Interessiert dürfte Löw auch verfolgt haben, wie sich der einstige Sonnyboy durch seine bislang schwerste Krise regelrecht durchgekämpft hat. »Kopf hoch und durch«, war sein Motto, als die Kritik und die Pfiffe nach schwachen Leistungen immer lauter, der Frust und die Verbitterung über die fehlende Unterstützung in der Mannschaft und die Rolle als Sündenbock immer größer wurden. Selbst als er zwischenzeitlich vom ebenfalls harsch kritisierten Schalker Trainer Mirko Slomka - ausgerechnet an seiner alten Wirkungsstätte Stuttgart - auf die Bank verbannt wurde, bewies Kuranyi Kampfgeist. »Die gnadenlose Bereitschaft, sich da rauszukämpfen«, hatte Manager Andreas Müller zuvor gefordert. Kuranyi, dem bei der WM-Ausbootung noch unprofessionelles Leben vorgeworfen war, hat of...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.