Schmutziger Wahlkampf in Ecuador

»Bananenkönig« Noboa und Linkskandidat Correa vor Präsidenten-Stichwahl Kopf an Kopf

  • Tommy Ramm, Bogotá
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Trotz einer Schmutzkampagne des »Bananenkönigs« Alvaro Noboa konnte Rafael Correa in den jüngsten Umfragen punkten. Beide gehen in Ecuador gleichauf in die Stichwahl, bei der sich das polarisierte Land für einen rechtskonservativen oder einen linksorientierten Präsidenten entscheiden muss.

Die Alternativen für die neun Millionen Ecuadorianer, die am Sonntag zur Wahl eines neuen Präsidenten aufgerufen sind, könnten kaum unterschiedlicher ausfallen: Alvaro Noboa, der mit 120 registrierten Firmen als reichster Mann des Landes gilt und einer der größten Bananenexporteure weltweit ist, bietet sich mit einem ausgeprägten neoliberalen Wirtschaftskurs an, der uneingeschränkten Zugang für internationale Firmen sowie umfangreiche Privatisierungen vorsieht. afael Correa dagegen verspricht den Bürgern einen radikalen politischen Wechsel, bei dem der Staat wieder mehr Einfluss gewinnen soll. Im ersten Wahlgang Mitte Oktober lag Noboa überraschend mit 26,8 Prozent der Stimmen vorn, Correa vereinte 22,8 Prozent auf sich. Sahen Umfragen der vergangenen Wochen Noboa als klaren Favoriten für die Stichwahl, konnte Correa in den letzten Tagen seinen Rückstand wettmachen. Der 43-jährige Linkskandidat und Wirtschaftsexperte stellte radikale Forderungen weniger in den Vordergrund, um gemäßigte Wählerschichten zu gewinnen. Correa erklärte noch im September, einen Sozialismus des 21. Jahrhunderts im Stile des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez einführen zu wollen, bei dem besonders das Vorgehen internationaler Firmen und Finanzspekulationen auf den Prüfstand kommen sollten. Zuletzt schlug er weniger laute Töne an und konzentrierte sich öffentlich auf Themen wie Wohnungsbau oder Agrar- und Energieprogramme, was in den Umfragen Erfolg verhieß. An seinen drei politischen Kernpunkten rüttelte Correa indes nicht: die Verhinderung eines Freihandelsabkommens mit den USA, eine verfassunggebende Versammlung und die Auflösung der USA-Militärbasis in Manta zur regionalen Drogenbekämpfung - was ihm die Unterstützung linker Parteien und Organisationen sicherte. Unterdessen tappte Noboa, dem von seinen Kritikern vorgeworfen wird, das Land in eine große private Bananenplantage verwandeln zu wollen, von einem Skandal zum nächsten. In der Provinz Manabí etwa wurden auf einer Müllkippe knapp 50 Säcke voller Anträge für ein Wohnungsbauprogramm gefunden, die aus den Wahlveranstaltungen von Noboa stammten. Dieser kündigte den Bau von jährlich 300 000 Wohnungen und Häusern an, ohne zu erklären, woher das Geld dafür kommen soll. Um Wählerstimmen zu gewinnen, ließ Noboa von Interessierten die Anträge ausfüllen und versprach bei einem Wahlsieg ihre Umsetzung. Tausende landeten nun auf der Halde, was das tatsächliche soziale Interesse des Rechtskandidaten offenbart. Mehrfach wurde Noboa von Menschenrechtsorganisationen vorgeworfen, auf seinen Plantagen illegale Kinderarbeit zuzulassen. Statt die Zweifel an seiner Person auszuräumen, setzte Noboa auf eine Schmutzkampagne. Gefälschte Telefongespräche zwischen Correa und Hugo Chávez etwa sollten den Linkskandidaten als Zögling des venezolanischen Präsidenten denunzieren. Noboas Wahlkampfbüro behauptete, Correa habe seine Kampagnengelder aus dem Wirtschaftsministerium, das er kurzzeitig 2005 als Chef führte, gestohlen. »Man hat mich als Kommunist, Terrorist, Chavist und Anti-Amerikaner betitelt, was ich aber am wenigsten bin, ist ein Dieb«, verteidigte sich Correa, der seine Anhänger zu Achtsamkeit wegen eines möglichen Wahlbetrugs aufrief. Sollte es dafür im Falle eines Noboa-Wahlsiegs Anzeichen geben, kündigte C...

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