Gute Nachrichten für Houaphanh

SODI unterstützt Schulbauprojekte in der ärmsten laotischen Provinz

  • Ilona Schleicher
  • Lesedauer: 3 Min.
Allen Kindern Zugang zu Grundschulbildung zu gewährleisten, steht an zweiter Stelle der Millenniumsziele der Vereinten Nationen (UN) zur Halbierung der Armut weltweit. In Laos ist besonders die arme Region Houaphanh noch weit von diesem Ziel entfernt. Der Solidaritätsdienst International (SODI) unterstützt Projekte, die Abhilfe schaffen wollen.
Wunsch und Realität klaffen noch weit auseinander. Nach der laotischen Verfassung hätte grundsätzlich jeder Landesbewohner - unabhängig von Rasse, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit oder sozialem Status - ein Recht auf Bildung. Trotzdem gebe es aber nach wie vor erhebliche Ungleichgewichte zwischen den Geschlechtern, den verschiedenen ethnischen Gruppen, Armen und Wohlhabenden, zwischen Land- und Stadtbevölkerung. Zu diesem Ergebnis kommt die Regierung von Laos drei Jahre nach Verabschiedung eines nationalen Aktionsplans »Bildung für alle«, der bis 2015 - wenn die UN-Millenniumsziele erreicht sein sollen - gilt. Fortschritte gibt es durchaus: Mehr Kinder als zuvor gehen zur Grundschule, wurde in einem Zwischenresümee der Planerfüllung festgestellt. Doch im bergigen Norden des Landes, in Houaphanh, Laos ärmster Provinz, ist das Ziel noch weit entfernt. Fast drei Viertel der Bevölkerung leben dort unter der Armutsgrenze, die Zahl der armen Dörfer und Haushalte ist im landesweiten Vergleich am höchsten. Die Dorfgemeinschaften gehören unterschiedlichen Ethnien an: Neben Angehörigen von Berg-Thai-Völkern siedeln dort auch Hmong, Khmu und Mon. Dort mehr Zugang zu Bildung zu schaffen, dafür engagiert sich die Laotische Frauenunion, eine langjährige Partnerorganisation von SODI. Die Frauenunion kann auf Erfolge zurückblicken: Nicht zuletzt ihrer Aktivität ist es zu verdanken, dass der Anteil der Mädchen bis 2001/2002 in den 705 Grundschulen von Houaphanh auf immerhin 43 Prozent der insgesamt über 47 200 Schulkinder anstieg. Bis 2015 sollen, wie in anderen Teilen des Landes, alle Mädchen und Jungen eingeschult werden und das Geschlechterverhältnis in den Schulen ausgeglichen sein. »Damit jedoch«, sagt Frau Ma, Projektkoordinatorin der Frauenunion, »sind längst nicht alle Probleme gelöst.« Große Sorge bereite die hohe Rate von Schulabbrüchen nach den ersten zwei Schuljahren. Zumeist seien es Mädchen, die ethnischen Minderheiten angehören, die die Schule vorzeitig verlassen. In vielen armen Familien werden sie für die Arbeit im Haushalt gebraucht. Und dies nicht nur, weil Frauen traditionell für Haus- und Feldarbeit verantwortlich sind und ihrer Schulbildung deshalb wenig Bedeutung für die Zukunft beigemessen wird, sondern auch, weil die Eltern um die Sicherheit ihrer Töchter fürchten, wenn die Schulen weit entfernt sind. Unter anderem deshalb sei es wichtig, mehr Schulen zu bauen, erklärt Frau Ma, um Schulwege zu verkürzen. Die Projektkoordinatorin verweist aber auch auf ein anderes Problem: »Unsere Lehrer sind schlecht ausgebildet und werden miserabel bezahlt. Es gibt kaum Lehrer aus ethnischen Minderheiten. Wie gut können Lehrer sein, die das Leben und die Sprache ihrer Schüler nicht kennen?« Frau Ma hofft, dass die Pläne der Regierung, an dieser Situation etwas zu ändern, bald in die Tat umgesetzt werden. Nach jenen Pläne soll die Zahl der Lehrer aus ethnischen Minderheiten erhöht werden, und die Lehrpläne sollen sich mehr an der Lebenswirklichkeit der Schüler orientieren. War bisher ausschließlich die Nationalsprache Lao Unterrichtssprache, wird nun nach Wegen gesucht, das Bildungswesen stärker an der multi-ethnischen Realität des Landes auszurichten. Gedacht ist an einen zweisprachigen Unterricht in den ersten Klassenstufen. »Die Kinder werden dadurch an Sicherheit gewinnen, sie werden ein größeres Selbstbewusstsein entwickeln«, hofft Frau Ma. Noch werden 70 Prozent aller Investitionen für die Grundschulbildung in Laos von internationalen Geldgebern finanziert. Den großen Mangel an Grundschulen - vor allem an solchen, die einen kompletten Unterricht von der ersten bis zur fünften Klasse anbieten - zu beseitigen, ist eine Aufgabe, die das mittellose asiatische Land nicht allein bewältigen kann. Deshalb unterstützt SODI gemeinsam mit der Frauenunion in besonders armen und strukturschwachen Gebieten örtliche Initiativen zum Bau von Grundschulen. Das Projekt kommt gut voran: Sechs von elf geplanten Schulen konnten schon übergeben werden, drei weitere entstehen bis Jahresende. Der im laotischen Staatshaushalt im Vergleich zu den Nachbarländern geringe Anteil für Bildung von unter zehn Prozent im Jahre 2001 soll bis 2015 auf 18 Prozent wachsen. Fast die Hälfte davon soll in die Grundbildung fließen. Das sind gute Nachrichten für die Menschen in Houaphanh.
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