Großtrappen nicht mehr akut bedroht

Bestand stabilisiert sich bei etwa 100 Tieren / Schutzprogramm wird fortgesetzt

  • Imke Heinrich
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Ökologische Landwirtschaft und schützende Gehege für Jungvögel haben die Großtrappen in Brandenburg - ihrer nahezu einzigen Heimat in Deutschland - zunächst gerettet. »Die akute Gefahr des Aussterbens ist erst mal gebannt«, sagte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude. Denn: »Wie im vergangenen Jahr leben derzeit erstmals wieder stabil über 100 Tiere in der Mark.« Mitte der 90er Jahre gab es landesweit gerade noch 57 Großtrappen. Die Tiere gehören zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Erde. In diesem Frühjahr wurden in Brandenburg laut Freude 101 Tiere gezählt, 40 Junge kamen zur Welt. »Allerdings wissen wir noch nicht, wie viele von ihnen überlebt haben.« Elf der Jungen, die nach Angaben der Staatlichen Vogelschutzwarte im Landesumweltamt in Buckow (Havelland) bei der Geburt gerade einmal 80 bis 100 Gramm wiegen, schlüpften in freier Natur. Die übrigen seien in Gehegen der Vogelschutzwarte groß gezogen worden. Denn die Großtrappen waren fast ausgestorben, »weil die Jungen verhungerten«. Dies sei aber lange nicht erkannt worden, betonte Freude. Die Jungvögel litten unter der intensiven Landwirtschaft, wo sie nicht ausreichend Insekten fanden. Auch wuchs das Gras in ihren Lebensräumen oft so dicht, dass sie sich nicht fortbewegen konnten. »Der Schlüssel des Erfolges unseres Schutzprogramms war, dass die Bauern in den Siedlungsgebieten nahezu auf ökologische Landwirtschaft umgestellt haben«, sagte Freude. Auch die »Zäune für Mutter und Kind«, die zum Schutz vor den Füchsen für die Aufzucht der Brut errichtet wurden, seien ein wichtiger Faktor. »Bis die Bestände sich selbst reproduzieren können, wird das Schutzprogramm fortgeführt«, sagte Freude. Nach Ansicht des Landesgeschäftsführers des Naturschutzbundes Deutschland, Wolfgang Mädlow, müsste das Programm auf weitere Flächen ausgeweitet werden, wolle man eine weitere Erholung des Bestandes. Zu den bisherigen Erfolgen meinte Mädlow: »Zwar ist die akute Gefahr gebannt, von einer endgültigen Rettung zu sprechen, wäre aber sicher noch zu früh«. Die Großtrappen, die auch wegen ihres besonderen Balzverhaltens bekannt sind, leben im Havelländischen Luch, in den Belziger Landschaftswiesen sowie im Fiener Bruch an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Ausgewachsene Hähne können nach Auskunft der Experten bis zu 17 Kilo wiegen. Die Hennen kommen auf rund fünf Kilo. Großtrappen, die mit den Kranichen verwandt sind, können in Freiheit über 20 Jahre alt werden. Als Bewohner offener Steppen wanderten die Großtrappen laut Agrarministerium im Mittelalter in Brandenburg ein. Die Vögel breiteten sich über weite Teile Europas bis England und Südschweden aus. Gelegentlich traten Trappen so zahlreich auf, dass sie Schäden auf Feldern anrichteten. 1753 erhielten die Bauern von Friedrich II. zeitweilig die Genehmigung zur Jagd auf Trappen. Um 1940 soll es in Brand...

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