Gemüse von der Laskerwiese

Bürger legen in Friedrichshain einen öffentlichen Park an und pflegen das Gelände

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Selbst gestalten, planen und eigenverantwortlich bewirtschaften: In Friedrichshain-Kreuzberg wurde jetzt ein Vertrag zwischen dem Bezirksamt und Bürgern für ein berlinweit einmaliges Projekt unterzeichnet. Auf einer Brache an der Laskerstraße soll eine Freizeit-, Natur- und Grünfläche entstehen.
Südlich vom S-Bahnhof Ostkreuz, auf einer 3650 Quadratmeter großen Fläche, hat sich in den vergangenen Wochen einiges verändert. Kontaminierter Boden wurde ausgetauscht, ein kleiner Hügel aufgeschüttet, eine Kuhle ausgehoben und damit begonnen, Wege anzulegen. Sie münden in ein Rondell. Darin sollen später einmal hölzerne Bänke zum Verweilen einladen.
Ein Ballspielfeld ist bereits fertig, und auch ein heller Zaun markiert das Gelände. »Der soll auch künftig bleiben, damit die Leute den neuen Park nicht nur als Abkürzung zum S-Bahnhof benutzen«, sagt Frauke Hehl vom Verein »Bürgergarten Laskerwiese«. Dennoch sei die Anlage für jedermann an extra dafür vorgesehenen Eingängen offen.
Normalerweise ist an so einer Idee nichts Besonderes, zumal es mittlerweile üblich ist, Anwohner in bestimmte bezirkliche Planungen einzubeziehen. Doch für die Laskerwiesen wurde zwischen dem Bezirksamt und dem Verein festgelegt, dass die Bürger in Eigenverantwortung den öffentlichen Park bewirtschaften: Pflanzen und Beete pflegen, wässern und alles sauber halten. »Das ist das bislang Einmalige am Projekt«, erklärt Vereinsvorsitzende Frauke Hehl. Nachdem nun das bezirkliche Grünflächenamt für 120 000 Euro die Vorarbeiten geleistet hat, sind die Bürger am Zug.
Noch in diesem Jahr werden die ersten Bäume und Sträucher gepflanzt und es wird damit begonnen, zwei Container zu einem Schuppen und einer Toilette umzubauen. Außerdem sind Interessenten gesucht, die eine kleine Parzelle von zehn bis 20 Quadratmetern bewirtschaften möchten. Bis zu 25 Minigärten entstehen im südlichen Parkbereich. Frauke Hehl ist überzeugt, »wenn erst einmal Gemüse, Kräuter und Obst sprießen, finden sich genügend Gärtner«. Auch die Holzbänke baut der Verein selbst.
Rund 12 000 Euro wurde den Initiatoren zunächst aus dem Förderprogramm »Urban II« zur Verfugung gestellt. »Für mich ist das Projekt sehr spannend«, sagt die studierte Architektin. Die Praxis werde zeigen, ob es funktioniert. Und sie hofft auf den Gemeinschaftssinn der Bürger. Ob es »Einsatzpläne für die Parkpflege« geben wird, ob solche Aktionen auf Zuruf geschehen oder total selbstständig ablaufen, bleibt abzuwarten. Vor allem soll der Park ein Treffpunkt für Jung und Alt werden: Mit Wiese, einer Zisterne, einem Sportareal und Miniparzellen.
Der Nutzungsvertrag mit dem Bezirksamt läuft erst einmal fünf Jahre. Jetzt finden regelmäßig Planungsrunden mit den Bürgern statt: Darin wird unter anderem diskutiert, wo welche Bäume und Sträucher in die Erde kommen.

Nächster Termin 25. November um 12 Uhr: Laskerstraße 6-8 im »las café«. Weitere Infos unter: 0151 15 35 24 90.
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