nd-aktuell.de / 13.05.2016 / Politik / Seite 20

Marcos-Juwelen unter dem Hammer

Diktatorenwitwe raffte haufenweise Schmuck

Michael Lenz

»Diamonds Are a Girl’s Best Friend« - der Hit von Marilyn Monroe ist Imelda Marcos wie auf den Leib geschrieben. Nichts liebt die 86-jährige Witwe von Diktator Ferdinand Marcos mehr als kostbare, funkelnde Diamanten - außer natürlich Schuhe und sich selbst. Als First Lady der Philippinen raffte die Tochter aus dem stinkreichen Großgrundbesitzerclan der Romuáldez haufenweise Diamanten, Rubine und Saphire zusammen.

Drei wertvolle Juwelensammlungen besaß Marcos. Die Malacañang-Sammlung musste die Ex-Schönheitskönigin nach dem Sturz ihres Mannes im Präsidentenpalast in Manila zurückgelassen. Die Hawaii-Sammlung beschlagnahmte der US-Zoll bei der Ankunft der Diktatorensippe im Exil auf Hawaii. Die dritte Sammlung wurde nach Demetriou Roumeliotes, einem engen Freund Imeldas, benannt. Der war beim Versuch, die Juwelen außer Landes zu schmuggeln, erwischt worden.

Die drei Sammlungen werden im Tresor der Zentralbank in Manila aufbewahrt. Imelda Marcos klagt vor Gericht auf Rückgabe ihres »rechtmäßig erworbenen« Schmucks. Im Fall der Hawaii-Sammlung hat ein Gericht grünes Licht zur Versteigerung gegeben, die der Staatskasse bis zu 21 Millionen Dollar bringen soll, Peanuts im Vergleich zu den rund zehn Milliarden Dollar, die das raffgierige Paar Marcos den Philippinen gestohlen haben soll.

»Eine Geschichte der Maßlosigkeit« - so wird die Hawaii-Sammlung von der Kommission für gute Regierungsführung des Präsidenten der Philippinen genannt. Zu jedem Schmuckstück wird vorgerechnet, was Imeldas Luxusleben das Volk gekostet hat. Eine mit Mabé-Perlen sowie feuerroten Cabochon-Rubinen und glitzernden Diamanten besetzte antike silberne Tiara »hätte für vier Jahre die Ausbildung von 2000 Studenten an einer staatlichen Universität« finanzieren können. Das Set aus Ohrringen, einer Brosche und einem Ring mit Diamanten und Perlen entspreche dem »durchschnittlichem Jahreseinkommen von 15 Filipinos« und das mit schwarzen Saphiren besetzte Ensemble aus Weißgold - Ohrringe und Ring - 12 400 Setzlingen zur Wiederaufforstung von Wäldern.

Imelda Marcos versteht die Aufregung nicht. Im entlarvenden Dokumentarfilm »Imelda« von Ramona S. Diaz spricht sie über ihre Lebensaufgabe: Schönheit in das Leben der Armen zu bringen. »Als First Lady habe ich Königinnen und Könige getroffen. Für diese Begegnungen brauchte ich nur eine Stunde, um mich zurechtzumachen. Wenn ich in die Provinzen gefahren bin, brauchte ich zwei. Die [Armen, Anm. des Autors] brauchen Standards, ein Vorbild, einen Star«, sagt sie im Film.