nd-aktuell.de / 14.05.2016 / Kultur / Seite 29

Holde Isolde

Udo Bartsch

Man kennt es aus Literatur und trashigen TV-Formaten: Um Frauen zu bezirzen, machen sich Männer zum Affen. In »Die Holde Isolde« balzen mittelalterliche Schürzenjäger um die Gunst des Burgfräuleins. Dazu kämpfen sie beispielsweise im Turnier oder suchen nach dem heiligen Gral.

Doch Isolde will nicht nur einen tumben Kraftmeier. Der Auserwählte muss auch alte Schriften kennen und Barmherzigkeit walten lassen. Ihre entsprechenden Fertigkeiten erwerben die Spieler mit Zahlenkarten. Eine rote Vier bringt den Heiratswilligen vier Schritte auf seiner Fertigkeitsskala »Drachenkampf« voran, eine schwarze Drei schiebt seinen Barmherzigkeitsanzeiger um drei Felder voran.

Manche Wettbewerbe werden nach jeder einzelnen der sechs Runden, andere bei Halbzeit, wieder andere erst bei Spielende bewertet. Entscheidend ist letztlich der Gesamteindruck relativ zu den anderen. Überall ein paar Punkte mitzunehmen ist ratsamer als Spezialisierung und Fachidiotentum.

Die etwas reißerische Comicaufmachung täuscht über den taktischen Spielcharakter zunächst hinweg. »Die Holde Isolde« taugt zu mehr als nur zu einem kurzen Flirt. Sie hat Chancen, auf dem Spieltisch ein Dauerbrenner zu werden, zumal das Spiel etliche Varianten gleich mitliefert.

»Die Holde Isolde« von Nicolas Poncin, Schmidt, für zwei bis fünf Spieler ab 8 Jahre, ca. 20 Euro.