nd-aktuell.de / 20.05.2016 / Kultur / Seite 15

Zauberwald

Mark Pritchard: »Under The Sun«

Thomas Blum
Mark Pritchards neues Album eröffnet mit Motorbrummen, das langsam in eine Art 70er-Jahre-Tangerine-Dream-Soundtrack übergeht. Auch sonst klingt hier einiges, als habe Pritchard alte Kraut- und Prog-Rock-Platten wiedergehört.

Der Mann pendelt schon lange ruhelos zwischen Ambient, Drum’n’Bass, HipHop, Techno, Dubstep und seinem ganz eigenen privaten Science-Fiction-Geräuschuniversum hin und her. In den 90er Jahren hat sich der Brite Mark Pritchard als experimentierwütiger Tausendsassa der elektronischen Clubmusik einen Namen gemacht. Einen Namen allerdings, den die wenigsten zu kennen scheinen.

Was daran liegen dürfte, dass der 45-jährige DJ und Produzent, der sich nun seit einem Vierteljahrhundert eisern müht, bei seinem unablässigen Schweifen durch die diversen Subgenres und Randzonen moderner elektronischer Musik neue bzw. bisher unentdeckte Türen zu öffnen, sich so viele Pseudonyme zugelegt hat, wie andere Menschen Haare auf dem Kopf haben, und in so vielen sogenannten musikalischen Projekten tätig ist, dass man längst zu zählen aufgehört hat. Gemeinsam mit Steve Spacek, unter dem Namen Africa Hitech, stellte er beispielsweise eine Musik her, die klang, als habe man ausprobieren wollen, wie viele Computerspielgeräusche auf ein Album passen und wie diese sich mit Afrobeat vertragen.

Sein neues Album eröffnet mit Motorbrummen, das langsam in eine Art 70er-Jahre-Tangerine-Dream-Soundtrack übergeht. Auch sonst klingt hier einiges, als habe Pritchard alte Kraut- und Prog-Rock-Platten wiedergehört: Psychedelic-Folkiges, elfenhafter Hippie-Chorgesang, Zauberwaldflötentöne, wabernder Klingklangnebel. Aber natürlich immer schön unterlegt mit analogem Synthiebrummen oder gedämpften Espressomaschinengeräuschen. Gäste gibt’s auch: Auf dem Song »Beautiful People« wimmert etwa Thom Yorke (Radiohead) kraftlos zu geisterhaft-verträumtem Synthesizerschnarren. »Under The Sun« ist übrigens Pritchards erstes Album, das unter seinem richtigen Namen erscheint. »Nur tanzen kann man dazu nicht« (»Spex«).

Mark Pritchard: »Under The Sun« (Warp / Rough Trade)