nd-aktuell.de / 24.05.2016 / Politik / Seite 20

Ein kleiner Tornado

Schweres Unwetter beschädigt mehrere Häuser in Minden, die Metereologen sprechen von einer Windhose

Innerhalb kurzer Zeit verteilen sich die Trümmer auf den Straßen. Ein Unwetter zieht über Minden hinweg, zerstört einige Häuser, deckt Dächer ab.

Minden. Ein extremes Unwetter hat in der nordrhein-westfälischen Stadt Minden am Sonntagabend mehrere Häuser schwer beschädigt. Polizei und Feuerwehr sprachen in ihren Einsatzmeldungen von einem kleinen Tornado, einer sogenannten Windhose. Fünf Häuser seien wegen Einsturzgefahr evakuiert worden, teilte die Polizei in Minden mit.

Der Tornado entstand demnach beim Durchzug einer Unwetterfront, die gegen 20 Uhr mit Starkregen, Sturmböen und Hagel den Landkreis Minden-Lübbecke überquerte. Auch andernorts entstanden Schäden. Zahlreiche Gebäude und Autos seien durch umstürzende Bäume getroffen worden, teilte die Polizei mit. Außer Minden seien vor allem Porta Westfalica, Petershagen und Bad Oeynhausen getroffen worden.

Auch nach Einschätzung des Deutschen Wetterdiensts (DWD) könnte es sich bei dem Ereignis um einen Tornado gehandelt haben, auch wenn dies von den Experten noch nicht abschließend bestätigt werden konnte. Wie ein DWD-Sprecher am Montag sagte, deuteten die Meldungen der Einsatzkräfte über die starken Sturmschäden in einem sehr begrenzten Bereich sowie durch den Wind regelrecht abgedrehte Bäume und Radaraufzeichnungen des DWD zumindest darauf hin.

In Porta Westfalica stürzte ein Rollerfahrer über einen herausgespülten Gullydeckel und verletzte sich schwer. Weitere Menschen kamen offenbar nicht zu Schaden. Die Feuerwehr Minden berichtete von insgesamt 86 Unwettereinsätzen bis in die Nacht. Am Montagmorgen kamen weitere dazu. Die Schadenshöhe stand noch nicht fest, liegt nach einer ersten Schätzung aber im oberen sechsstelligen Bereich.

Nach Angaben der Beamten mussten nach dem Sturm im Stadtteil Meißen 33 Menschen ihre Häuser verlassen. Die Feuerwehr sprach von sechs Betroffenen, die ihre Häuser verlassen mussten und in Hotels unterkamen. Demnach wurden Dächer abgedeckt und Bäume entwurzelt. Zudem gab es Schäden durch Regen, der in die Häuser drang. Verletzt wurde aber niemand.

Zwei Bundesstraßen mussten in dem Bereich wegen umgestürzter Bäume und heruntergefallener Äste zeitweise gesperrt werden. Andernorts kam es zu Unterspülungen oder Überschwemmungen von Fahrbahnen. Auch der direkt benachbarte Kreis Nienburg/Weser in Niedersachsen war nach Angaben der Polizei Bückeburg betroffen. Auch dort stützten Bäume an einer Bundesstraße um.

Nach Angaben des DWD werden in Deutschland jährlich etwa 20 bis 60 Windhosen nachgewiesen. Stärkere Tornados mit größerer Zerstörungskraft sind selten. Sie entstehen demnach meist in der sommerlichen Gewittersaison, sind aber kurz und betreffen nur kleine Bereiche. Tornados entstehen entweder durch massive Schwankungen in der Windrichtung und -geschwindkeit oder unter bestimmten Bedingungen aus rotierenden großen Gewitterzellen. AFP/nd