Merkels Sherpa

Personalie: Lars-Hendrik Röller hat den G7-Gipfel in Japan vorbereitet

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Schicksal eines nepalesischen Sherpas ist es, für seine oft weißen Auftraggeber das Gepäck auf die Gipfel der 8000er des Himalaya-Staates zu schleppen. Während sich die solventen Bergtouristen auf dem Mount Everest für das Gipfelfoto versammeln, stehen die einheimischen Helfer daneben und tauchen nur selten auf einem Bild auf. Ohne die Sherpas blieben die Gipfel Nepals aber unerreichbar.

Auch Lars-Hendrik Röller trägt den Beinamen »Sherpa«. Doch der Leiter der Wirtschafts- und Finanzabteilung des Bundeskanzleramtes kümmert sich um Gipfel ganz anderer Art. Der unauffällige Brillenträger gilt als Angela Merkels Vertrauter und ist als solcher für die Vorbereitung der G7-Gipfel zuständig. Wenn sich die scheinbar Mächtigen dieser Welt ihr Stelldichein geben, dann hat Röller mit seinen Kollegen aus den anderen Mitgliedsstaaten die inhaltlichen Schwerpunkte schon lange festgezurrt und mögliche Konflikte entschärft. So stört kein Streit die Inszenierung von Macht und globalem Dominanzanspruch.

Der Sohn des früheren Vorstandssprechers der Dresdner Bank Wolfgang Röller hat auch das Gipfeltreffen der selbst ernannten Weltelite in Japan akribisch vorbereitet. Dabei ist Röller erst seit 2011 für das Kanzleramt tätig und zudem kein Diplomat, sondern Wirtschaftswissenschaftler. Doch die Kanzlerin setzt offenbar auf den ökonomischen Sachverstand des begeisterten Tennisspielers.

Internationale Erfahrung hat er jedenfalls: Nach Studium und Forschungstätigkeit in den USA zog es ihn nach Frankreich, wo er als Professor an der INSEAD Business School arbeitete, einer der renommiertesten europäischen Kaderschmieden für zukünftige Wirtschaftslenker. Später ging er an die Berliner Humboldt Uni, wurde Berater der EU-Kommission und wechselte dann an die European School of Management and Technology - eine von deutschen Konzernen gesponserte Privathochschule für Führungspersonal im einstigen Staatsratsgebäude in Berlin. Mit Eliten kennt er sich aus: als ihr Ausbilder und auch als Vertreter der stillen, aber umso einflussreicheren Upperclass.

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