nd-aktuell.de / 28.05.2016 / Kultur / Seite 16

Das soll so sein

»Kontraklang«: Neue Musik

Thomas Blum

Manchmal klingt das Ensemble Adapter bei seinen Auftritten, als würden gerade noch von allen beteiligten Musikerinnen und Musikern die Instrumente gestimmt, manchmal klingt es, als würden alle Instrumente gleichzeitig umfallen auf der Bühne, und manchmal meint man, man lausche der Tonspur eines deprimierenden Endzeitfilms. Das Ensemble Adapter ist ein in Berlin beheimatetes deutsch-isländisches Ensemble für Neue Musik, das ein internationales Repertoire darbietet und jüngste Werke zeitgenössischer Musik im Programm hat. Moderne Kammermusik also.

Die alte Frage, was Musik eigentlich sei, wird hier mit dem alten, aber immer noch richtigen Kommentar beantwortet: Alles. Wir hören Harfe, Piano und Schlagzeug, digitale Klänge aus dem Rechner, aber auch bislang unterschätzte Geräusche, wie sie beispielsweise eine Registrierkasse oder ein Diaprojektor erzeugen. Außerdem natürlich: Experiment, Freie Improvisation, Klanginstallationen, Dingsbums. Kennt man ja. Kann auch schon mal sein, dass während des Konzerts die Bühnenbeleuchtung ausfällt oder in unregelmäßigen Abständen Discolicht flackert. Wundern Sie sich dann nicht! Das soll bestimmt so sein. Musik, die die Ketten der kulturellen Konventionen sprengen, die realen oder imaginären Grenzen zwischen Improvisationskrach, sogenannter E-Musik, Jazz und elektronischer Musik niederreißen will, haha. Auch der Name, den die Gruppe sich gegeben hat (Adapter), verweist unmissverständlich auf das eigene künstlerische Selbstverständnis, die eigene Ästhetik: Töne oder Genres, die zuvor als nicht zueinander passend begriffen wurden, zueinanderzubringen, zuvor nicht miteinander kompatible Komponenten miteinander zu verbinden. »Vielleicht beziehen die Dinge um uns ihre Unbeweglichkeit nur aus unserer Gewissheit, dass sie es sind und keine anderen, aus der Starrheit des Denkens, mit der wir ihnen begegnen.« Der Satz stammt von dem französischen Schriftsteller Marcel Proust und ist gewiss nicht grundlos einem auf dem Videokanal Youtube zu sehenden Auftritt des Ensembles vorangestellt.

Bei der zweiten an diesem Samstag auftretenden Combo handelt es sich um das finnische Defunensemble, von dem die Veranstalter unter anderem schwärmen: »Innovative Live-Konzepte lassen vermeintlich sperrige Werke zeitgenössischer Musik in einem neuen Licht erscheinen.«

Gemeinsam werden die beiden Ensembles auch ein Stück des Finnen Kimmo Kuokkala aufführen, »dessen musikalische Texturen eine intensive meditative Atmosphäre erzeugen«.

Defunensemble / Ensemble Adapter, 28.5., 20 Uhr, Heimathafen, Neukölln.